Pilzkurs für Einsteiger (1)

Was Ihr als erstes wissen müsst: Pilze sind keine Pflanzen. Pflanzen sind in der Lage, Photosynthese zu betreiben. Pilze und Tiere nicht - ein wesentlicher Unterschied.

Zweitens: Was wir am Boden oder an Holz wachsen sehen und als Pilze bezeichnen, sind genau genommen nur deren Früchte. So wie Äpfel am Apfelbaum. Der eigentliche Pilz ist ein feines Fadengeflecht im Substrat, so fein, dass wir es mit bloßem Auge nicht sehen können. Man nennt es Myzel. An diesem Myzel entwickeln sich die Pilze, die dann an der Oberfläche erscheinen und für uns sichtbar werden. So ähnlich, wie sich ein Apfel aus einer Blüte am Zweig entwickelt.

Diese Pilzfruchtkörper können wir ruhig weiterhin “Pilze” nennen wie es alle tun - wir haben den Zusammenhang ja verstanden. Sie erscheinen in einer erstaunlichen Vielfalt an Formen und Farben. Betrachten wir aber zuerst diejenigen, die so aussehen wie man sich einen Pilz vorstellt: gegliedert in Hut und und Stiel:

Wenden wir uns nun der Hutunterseite zu. Die meisten Hut-Stiel-Pilze haben hier Lamellen, dünne Blättchen, die vom Hutrand bis zum Stiel reichen und am Hutfleisch angewachsen sind. Man kann sich gut vorstellen, mit dem Finger über diese Lamellen zu streichen, quasi in ihnen zu “blättern”. Wir nennen sie daher “Blätterpilze”.

Unter ihnen gibt es winzig kleine, die man gerade noch so erkennen kann, aber auch einige riesig große. Die Hutdurchmesser reichen von gerade mal einem Millimeter bis zu einem halben Meter und mehr.

Unter den Blätterpilzen gibt es essbare, giftige und vor allem aber solche, die wegen des Geschmacks, ihrer Konsistenz, ihrer geringen Größe oder aus anderen Gründen nicht für die Pfanne taugen. Manche wie der Grüne Knollenblätterpilz sind sogar tödlich giftig. Das ist für viele Pilzsammler ein guter und durchaus vernünftiger Grund, Blätterpilze zu meiden.

Andere Hut-Stiel-Pilze haben statt Lamellen einen Schwamm an der Hutunterseite. Der besteht aus eng aneinander gedrängten länglichen Röhrchen, von denen man nur die mehr oder weniger runden Öffnungen wahrnimmt, die deutlich sichtbar aber auch sehr fein sein können. Daher nennt man Pilze mit diesem Merkmal “Röhrlinge”.

Wenn wir ihren Hut durchschneiden sehen wir diese Röhrchen von der Seite. Mit etwas Geschick können wir sie mit der Messerspitze sogar voneinander trennen. Bei sehr jungen Pilzen sind sie noch sehr fest miteinander verbunden, da wird uns das nur schwer gelingen. Bei älteren schon eher, und da lässt sich der Schwamm auch leicht vom Hutfleisch lösen.

Röhrenschicht von der Seite .... und vom Hutfleisch gelöst

Es gibt einen guten Grund, warum viele Pilzsammler, vor allem Anfänger, ausschließlich Röhrlinge sammeln. Sie haben schon mal gehört, dass es unter ihnen keine gefährlich giftigen gibt. Das stimmt. Das Schlimmste, was passieren kann: man verdirbt sich den Magen (Bauchweh, Durchfall oder Erbrechen), aber schwerwiegende Nachwirkungen sind nicht zu befürchten. Es sei denn …

Abb. links: verdorbene Maronenröhrlinge -- Abb.rechts: verschimmelte Rotfußröhrlinge (Goldschimmel)

… wir haben verdorbene oder verschimmelte in der Pfanne gehabt. Das kann böse enden. Die gesundheitlichen Risiken, die beim Verzehr von vergammelten Pilzen bestehen, sollten nicht unterschätzt werden. Sie können Bauchweh und Durchfall verursachen, einen Klinikaufenthalt zur Folge haben oder im schlimmsten Fall auf dem Friedhof enden. Die Erfahrung hat gezeigt: es gibt weit mehr Vergiftungen durch essbare aber verdorbene Pilze als durch echte Giftpilze.