Cladonia digitata

Finger-Scharlachflechte

(L.) Baumg. 1790
Familie: Familie: Cladoniaceae
© Bernd Miggel
digitata = mit Fingern
Abb. links: Cladonia digitata auf Kiefernrinde, Stammfußbereich -- Abb. rechts: ungleichmäßig geformte Podetien, vorn im Bild eine sehr große Grundschuppe, die roten Punkte oben sind winzige Apothecien (alle Fotos dieser Seite von Liss Hoffmann)

Die Finger-Scharlachflechte (Cladonia digitata) gehört zu den gut bestimmbaren Becherflechten: rotfrüchtig mit soridiösen Podetien und sehr großen, grundständigen Blättchen (Grundschuppen). Sie ist häufig und weit verbreitet und wächst gerne an der Stammbasis von Bäumen mit saurer Rinde (Nadelbäume, Birken), auf morschem Holz oder auch direkt auf saurem, nährstoffarmem Boden, z. B. in der Nadelstreu. Den hier beschriebenen Fund konnten wir im Stammfußbereich einer alten Waldkiefer am 17.02.2024 im Kiefern-Schonwald „Heselmiss“ in Baden-Württemberg machen (Gemeinde Oberreichenbach-Würzbach auf 720 mNN und saurem, torfhaltigem Boden).
leg.: Bernd Miggel & Liss Hoffmann, det.: Bernd Miggel

Große, sich überlappende Grundschuppen, an den Rändern hochgebogen

Die Finger-Scharlachflechte besteht aus grundständigen Blättchen (Grundschuppen) und Podetien. Im trockenen Zustand macht sie einen grünlichgrauen Farbeindruck. Die Grundschuppen stehen dicht, sind am Rand abgerundet, wenig gekerbt, überlagern sich oftmals und sind sehr groß, beim Fund bis zu 7 mm lang und breit. Oberseits grünlichgrau und glatt, sind die Grundschuppen unterseits weißlich und fein sorediös, wobei die Soredien bis zum Rand reichen. Da der äußerste Rand hochgebogen ist, hat man von oben her gesehen den Eindruck weißer Bortensorale. Die Stämmchen (Podetien) sind sehr unterschiedlich geformt, berindete Stellen (also soredienfreie Stellen) grünlichgrau, Soredien ebenfalls grünlichgrau. Einige der Podetien sind apikal pfriemförmig, andere keulig und wieder andere becherförmig ausgebildet und tragen tragen kleine bis sehr kleine, rote Apothecien. Es kommen auch Becher mit fingerartigen Fortsätzen vor (in den Bildern nicht zu sehen).
Ermittelte Farbreaktion (vorgenommen an der Unterseite der Grundschuppen, Betrachtung bei Tageslicht): mit Kalilauge (KOH) 10 - 20% gelb, mit p-Phenylendiamin gelb bis gelborange, in UV-Licht 265 nm grün.

Man findet immer wieder einmal Populationen von Cladonia digitata ohne Podetien. Eine Artbestimmung macht aber auch in solchen Fällen auf Grund der sehr groß werdenden, am Rand fast ungekerbten Grundschuppen mit weißen „Bortensoralen“, im Zusammenhang mit den Farbreaktionen, keine Probleme.

Ähnliche, rotfrüchtige Becherflechten:

Die Vielfinger-Scharlachflechte (Cladonia polydactyla) besitzt stets am Rand gezähnte bis fingerig feschlitzte Becher. Die Grundschuppen sind sehr zahlreich, dichtstehend, nur bis 3 mm breit, und am äußersten Rand nicht nach oben gebogen.
Die Schlanke Scharlachflechte (Cladonia macilenta) besitzt kleine, geschlitzte Grundschuppen, die am äußersten Rand nicht nach oben gebogen sind. Auch sind die Podetien stets becherlos.
Flörkes Scharlachflechte (Cladonia floerkeana) besitzt kleine, geschlitzte Grundschuppen, die am äußersten Rand nicht nach oben gebogen sind. Auch sind die Podetien stets becherlos. Wichtig: Sie besitzt sowohl eine negative KOH- als auch eine negative Phenylendiamin -Reaktion.

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Weiterführende Literatur:

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Bernd Miggel.
Zuletzt aktualisiert am 11. August 2024