Cortinarius paracephalixus
Pappel-Schleimkopf
Eigentlich müsste der Pilz „Pappel-und-Weide-Schleimkopf“ heißen, denn zumindest in unserem Garten wächst er alljährlich im Oktober unter einer großen Salweide. Es handelt sich um eine sehr seltene Haarschleierlingsart, die in der Roten Liste von Deutschland in der Gefährdungsklasse D (Daten unzureichend), in der Roten Listen Baden-Württembergs (2005) mit R (extrem selten) und in derjenigen Bayerns (2010) überhaupt nicht geführt wird. Die Untergattung Schleimköpfe (Phlegmacium), zu der auch der Pappel-Schleimkopf gehört, zeichnet sich durch Arten mit klebrigen bis schleimigen Hüten und trockenen Stielen aus.
Die Hüte unserer Art erreichen 15 cm im Durchmesser, sind konvex, z. T. stumpf gebuckelt, alt am Rand abgeknickt, bei feuchter Witterung klebrig-schleimig, eingewachsen faserig, anfangs oft fast gänzlich weiß vom dicken Velum überzogen, später gelbbraun, semmelgelb, semmelbraun, blassorange, orangebraun und stark glänzend. Der Geruch frischer Fruchtkörper ist parfümiert-erdig, bei Liegenlassen im Zimmer nach einigen Stunden sehr stark muffig, das ganze Zimmer riecht dann wie schimmelig. Auch am Standort kann man reife Exemplare aus zwei Metern Entfernung „erriechen“. Der Geschmack ist mild.
Das Velum partiale (die Cortina) ist üppig und weiß. Das Velum universale ist ebenfalls üppig und weiß, auf dem Hut seidig, den Stiel anfangs völlig überziehend, später direkt unterhalb der “Ringzone“ ganz dünn weißseidig und am Hutrand weiße Placken bildend.
Die Lamellen sind breit, gedrängt, grobschartig, am Stiel sehr schmal angewachsen, hellgrau. Der Stiel ist schmalkeulig, etwas ausspitzend, mitunter „wurzelnd“, längsadrig, cremefarben und glänzend. Das Fleisch ist im Hut dick, weiß bis creme, im Schnitt (besonders im Stiel) deutlich gilbend, mit KOH 5% oder NH4OH 25% stark gilbend.
Die weiße Cortina spannt sich spinnwebartig vom Hutrand zum oberen Stieldrittel. Angekratztes Fleisch gilbt etwas, wird nach 3 Stunden braunrot, nach 24 Stunden schwarz, schwarzrot oder schwarzblau. Das Exsikkat wird an manchen Stellen grau, an anderen schwarzgrün schillernd. Angekratztes Fleisch gilbt etwas, wird nach 3 Stunden braunrot, nach 24 Stunden schwarz, schwarzrot oder schwarzblau. Das Exsikkat wird an manchen Stellen grau, an anderen schwarzgrün schillernd.
Die Sporen sind groß, bräunlich, im Umriss mandelförmig und mittelstark warzig. Ihre mittlere Größe lässt sich beim Fund mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit auf 13,2-13,9 x 7,9-8,3 µm abschätzen. Betrachtet man die Sporen unter dem Raster-Elektronenmikroskop, erweist sich ihre dreidimensionale Gestalt als „schiffchenförmig“ bzw. hohlkehlig. Bei der lichtmikroskopischen Aufnahme kann man diese Hohlkehligkeit bei der Spore rechts oben vermuten.
Belege (Exsikkate) sind hinterlegt in den Fungarien KR (Staatl. Museum für Naturkunde Karlsruhe), STU (Staatl. Museum für Naturkunde Stuttgart), TUF (Universität Tartu, Estland)
Weiterführende Literatur:
- BREITENBACH, J. & KRÄNZLIN F. (2000): Pilze der Schweiz Bd. 5.: Nr. 227
- BRANDRUD, T.E. et al. (1989-2014): Cortinarius, Flora Photographica I-V: Nr. D04
- LUDWIG, E. (2017): Pilzkompendium Bd. 4: Nr. 136.102, Tafel 915
- https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=42205.msg311106#msg311106