Cortinarius paracephalixus

Pappel-Schleimkopf

Bohus 1978
Familie: Cortinariaceae
© Bernd Miggel
cephalixus = mit schmierigem Hut
Frisch gewachsene Fruchtlörper unter einer Salweide. Das junge, mittlere Exemplar zeigt zottiges, weißes Universalvelum am Stiel, das große rechts zottig-schuppige Universalvelumreste auf dem Hut

Eigentlich müsste der Pilz „Pappel-und-Weide-Schleimkopf“ heißen, denn zumindest in unserem Garten wächst er alljährlich im Oktober unter einer großen Salweide. Es handelt sich um eine sehr seltene Haarschleierlingsart, die in der Roten Liste von Deutschland in der Gefährdungsklasse D (Daten unzureichend), in der Roten Listen Baden-Württembergs (2005) mit R (extrem selten) und in derjenigen Bayerns (2010) überhaupt nicht geführt wird. Die Untergattung Schleimköpfe (Phlegmacium), zu der auch der Pappel-Schleimkopf gehört, zeichnet sich durch Arten mit klebrigen bis schleimigen Hüten und trockenen Stielen aus.

Die Hüte unserer Art erreichen 15 cm im Durchmesser, sind konvex, z. T. stumpf gebuckelt, alt am Rand abgeknickt, bei feuchter Witterung klebrig-schleimig, eingewachsen faserig, anfangs oft fast gänzlich weiß vom dicken Velum überzogen, später gelbbraun, semmelgelb, semmelbraun, blassorange, orangebraun und stark glänzend. Der Geruch frischer Fruchtkörper ist parfümiert-erdig, bei Liegenlassen im Zimmer nach einigen Stunden sehr stark muffig, das ganze Zimmer riecht dann wie schimmelig. Auch am Standort kann man reife Exemplare aus zwei Metern Entfernung „erriechen“. Der Geschmack ist mild.

Junge Exemplare von unten. Das weißseidige Universalvelum überzieht fast noch die gesamten Fruchtkörper

Das Velum partiale (die Cortina) ist üppig und weiß. Das Velum universale ist ebenfalls üppig und weiß, auf dem Hut seidig, den Stiel anfangs völlig überziehend, später direkt unterhalb der “Ringzone“ ganz dünn weißseidig und am Hutrand weiße Placken bildend.

Die Lamellen sind breit, gedrängt, grobschartig, am Stiel sehr schmal angewachsen, hellgrau. Der Stiel ist schmalkeulig, etwas ausspitzend, mitunter „wurzelnd“, längsadrig, cremefarben und glänzend. Das Fleisch ist im Hut dick, weiß bis creme, im Schnitt (besonders im Stiel) deutlich gilbend, mit KOH 5% oder NH4OH 25% stark gilbend.

Fruchtkörper im Schnitt

Die weiße Cortina spannt sich spinnwebartig vom Hutrand zum oberen Stieldrittel. Angekratztes Fleisch gilbt etwas, wird nach 3 Stunden braunrot, nach 24 Stunden schwarz, schwarzrot oder schwarzblau. Das Exsikkat wird an manchen Stellen grau, an anderen schwarzgrün schillernd. Angekratztes Fleisch gilbt etwas, wird nach 3 Stunden braunrot, nach 24 Stunden schwarz, schwarzrot oder schwarzblau. Das Exsikkat wird an manchen Stellen grau, an anderen schwarzgrün schillernd.

Angekratzter, liegengelassener Fruchtkörper. Nach Stunden sind die verletzten Stellen schwarzrot

Die Sporen sind groß, bräunlich, im Umriss mandelförmig und mittelstark warzig. Ihre mittlere Größe lässt sich beim Fund mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit auf 13,2-13,9 x 7,9-8,3 µm abschätzen. Betrachtet man die Sporen unter dem Raster-Elektronenmikroskop, erweist sich ihre dreidimensionale Gestalt als „schiffchenförmig“ bzw. hohlkehlig. Bei der lichtmikroskopischen Aufnahme kann man diese Hohlkehligkeit bei der Spore rechts oben vermuten.

Foto links: Lichtmikroskopische Aufnahme der im Umriss mandelförmigen Sporen -- rechts: REM-Aufnahme von Sporen mit ca. 11,5 µm Länge

Belege (Exsikkate) sind hinterlegt in den Fungarien KR (Staatl. Museum für Naturkunde Karlsruhe), STU (Staatl. Museum für Naturkunde Stuttgart), TUF (Universität Tartu, Estland)

Weiterführende Literatur:

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Bernd Miggel.
Zuletzt aktualisiert am 13. Oktober 2021