Diatrype stigma
Flächiges Eichen-Eckenscheibchen
Der hier abgebildete Fund vom 19.05.2021 stammt aus einem lichten Traubeneichenbestand (Quercus petraea) im Vogelsang-Biotop bei Straubenhardt (Baden-Württemberg). Die rußschwarzen Sammelfruchtkörper (Stromata) des Flächigen Eichen-Eckenscheibchens überziehen zahlreiche, am Boden liegende, morsche Eichenäste und wachsen auf der Rinde oder auf blankem Holz. An anderen Laubhölzern werden sie nur ausnahmsweise gefunden. Wenn man ein Stroma anschneidet, kommen die Einzelfruchtkörper (Perithecien) zum Vorschein. Sie haben einen Durchmesser von 300-350 µm. Asci wurden auf Grund überreifer Perithecien nicht gefunden. Nach RAPPAZ sind sie Jod-positiv.
Nach GÖRKE & LOTZ-WINTER sollen die Ostiolen beim Flächigen Eichen-Eckenscheibchen die Form flacher Scheibchen mit vertiefter Mitte besitzen. Wenn man jedoch deren Zeichnung (obige Abbildung, unteres Teilbild) sehr genau anschaut, erkennt man auch dort sternförmig geschlitzte Ostiolen, so, wie ich es bei meinem eigenen Fund beobachtet habe.
Die Sporen sind würstchenförmig (allantoid), dünnwandig, glatt und durchscheinend (hyalin). Sie besaßen beim Fund folgende Maße (Es wird das 95 % Vertrauensintervall zu Grunde gelegt): Lpg x Bpg = 5,4-10 x 1,3-2,2 µm, Lav xB av = 7,1-7,9 x 1,7-1,8 µm, Qav = 4,1-4,5, Vav = 11-14 µm3. Mit L Länge, B Breite, Q Schlankheitsgrad = L/B, V Volumen, pg Populationsgrenze, av Average (Durchschnitt).
Flächige Eckenscheibchen werden häufig vom Aufsitzenden Pustelpilz Nectria episphaeria parasitiert, deren winzige rote Perithezien nur mit einer gut vergrößernden Lupe zu erkennen sind.
Die drei Flächigen Eckenscheibchen im Vergleich:
Diatrype decorticata: Stroma flach, schmutzig bräunlich, Rand schwarz. Ostiolen klein, mit bloßem Auge nicht erkennbar. Substrat: Rotbuche, Birke. Sehr häufig.
Diatrype stigma (die hier beschriebene Art): Stroma flach, rußschwarz, Rand schwarz. Ostiolen klein, mit bloßem Auge nicht erkennbar. Substrat: Eiche. Nicht häufig.
Diatrype undulata: Stroma dicklich-wulstig, rußschwarz, Rand steil und geschwungen, schwarz. Ostiolen deutlich größer, mit bloßem Auge gerade so erkennbar. Substrat: Birke. Selten.
Es ist davon auszugehen, dass Verbreitungskarten von Diatrype stigma und auch Fundlisten häufig fehlerhaft sind, da die Art von Kartierern nicht von den beiden anderen unterschieden worden sind und noch werden. In Breitenbach & Kränzlin (Pilze der Schweiz, Band 1, Nr. 358) wird das Flächige Eckenscheibchen als einzige bei uns vorkommende Diatrype-Art benannt, die ein flächiges Stroma bildet, was nicht nur nach neueren Erkenntnissen falsch ist.
Belege (Exsikkate) sind hinterlegt in den Fungarien KR (Staatl. Museum für Naturkunde Karlsruhe), STU (Staatl. Museum für Naturkunde Stuttgart), TUF (Universität Tartu, Estland)
Weiterführende Literatur:
- GÖRKE, C. & LOTZ-WINTER, H. (2015): Reflektionen zur Gattung Diatrype in Deutschland. Südwestdeutsche Pilzrundschau, 51. Jg. Heft 2: 40-45
- RAPPAZ, F. (1987): Taxonomie et nomenclature des Diatrypacées a asques octosporés. Mycologia Helvetica 2: 285-648
- https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=41140.msg303059#msg303059