Entoloma sepium
Schlehenrötling
Der Schlehenrötling war mir zunächst nur von einem Feldwegrand mit Schlehengebüsch bei Flörsheim bekannt. Um so größer die Freude, am 30. April 2019 sogar ein Massenvorkommen auf einer Streuobstwiese im Gebiet Schilflache bei Dietzenbach zu entdecken. Hier waren offensichtlich Apfelbäume die Mykorrhizapartner der als relativ selten geltenden Art. Wie die häufigeren Schildrötlinge wachsen sie bei Rosaceen (Rosengewächsen). Zu dieser artenreichen Pflanzenfamilie gehören außer Rosen auch Obstarten wie Apfel, Birne, Brombeere, Erdbeere, Himbeere, Kirsche, Pflaume, Pfirsisch, Schlehe oder Weißdorn.
Rötlinge sind eine artenreiche Gattung in der Familie der Rötlingsverwandten, die alle rosafarbenes bis rosabraunes Sporenpulver haben. Rötlinge unterscheiden sich von anderen Gattungen zudem durch eckige Sporen.
Die meisten der in Mitteleuropa vorkommenden etwa 250 Arten sind schwer und zumeist nur mikroskopisch sicher zu bestimmen. Schlehen- und Schildrötling gehören zu den makroskopisch erkennbaren Arten, sollten jedoch nur von wirklich erfahrenen Pilzfreunden zu Speisezwecken gesammelt werden, da sie durchaus mit giftigen Rötlingsarten verwechselt werden könnten. Ein nicht unwichtiges Kriterium ist neben dem Vorkommen bei Rosaceen die frühe Erscheinungszeit. Beide Arten erscheinen etwa zeitgleich schon ab Mitte/Ende April.
Vom Schildrötling unterscheidet sich der Schlehenrötling vor allem durch hellere Hutfarben und hygrophane Huthaut. Beide riechen nach Mehl oder Gurken und gehören mit Hutdurchmessern bis etwa 10 cm zu den größeren Rötlingsarten. Wer Guajaktinktur zur Verfügung hat, kann mit diesem chemischen Reagenz einen einfachen Farbtest durchführen, mit dem die beiden Arten sicher und schnell zu trennen sind. Das Fleisch des Schlehenrötlings färbt sich innerhalb von 2 Minuten mit Guajak kräftig blaugrün. Beim Schildrötling ist die Farbreaktion rotbräunlich. Außerdem sind Madenfraßgänge beim Schlehenrötling orangebräunlich.
Im Mai 2021 erlebten wir in und rund um Dietzenbach ein nie für möglich gehaltenes Massenvorkommen von Schlehenrötlingen an ca. einem Dutzend Fundstellen, alle bei Schlehen oder anderen Rosaceae, in Parkanlagen, Fluren und auf einer Streuobstwiese. Allein in einem der großen Schlehengestrüppe dürften es weit über 1000 Pilze gewesen sein.