Ganoderma lucidum
Glänzender Lackporling
In Thailand findet man den Glänzenden Lackporling recht häufig, in Mitteleuropa ist er eher eine Seltenheit. Mir sind in Deutschland gerade mal fünf Funde gelungen. Ein Blick auf die Verbreitungskarte (Krieglsteiner, 1991) erweckt einen völlig anderen Eindruck, doch ich halte es für denkbar, dass die hohe Zahl von Fundpunkten auch eine nahe verwandte Art, den Dunklen Lackporling (Ganoderma carnosum), mit einschließt, der vielen Kartierern damals nicht bekannt war. Selbst in Hermann Jahns wunderschönem Buch Pilze die an Holz wachsen wird dieser mit keiner Silbe erwähnt.
Hermann Jahn beschreibt unseren Pilz so:
Der Glänzende Lackporling mit seinem roten, wie lackiert glänzenden Hut und Stiel erregt immer wieder die Begeisterung der Pilzfreunde. Der Pilz ist einjährig. Der Stiel entwickelt sich zuerst, meist an der Basis eines Stumpfes, auch höher an Stämmen oder über Wurzeln bodenständig, als ein pfahlartiges rotlackiertes Gebilde mit weißlicher matter Spitze, die schließlich horizontal abbiegt und, sich verbreiternd, den Hut bildet. Hinter dem weißlichen matten Rand entsteht die lackierte Kruste, die zunächst von außen her zitronengelb, goldgelb und schließlich auf der Fläche rötlichbraun oder weinrötlich verfärbt, im Alter auch dunkelrot.
ln Ost- und Südostasien ist er seit Jahrtausenden ein viel gepriesener Heilpilz. Der therapeutische Nutzen mit seiner das Immunsystem stärkenden und den Stoffwechsel anregenden Wirkung ist längst anerkannt. Wissenschaftler u. a. in den USA forschen sogar an Möglichkeiten, ihn bei der Krebsbehandlung einzusetzen. In China gilt er als “Pilz der Unsterblichkeit” und zusammen mit Ginseng als “König der Heilkräuter”. Er wird in zahlreichen Legenden erwähnt und diente auch als Glücksbringer.
Eine sehr ähnliche, aber als eigenständig nicht generell anerkannte Art ist der Dunkle Lackporling Ganoderma carnosum. Er soll im Gegensatz zu G. lucidum an Nadelhölzern vorkommen. Zwei Funde (Hauptfriedhof Frankfurt 5818.3.1 und Alter Friedhof Offenbach 5818.4.3) dürfen dieser Art jedoch nicht zugeordnet werden, da es sich dort bei den Nadelbäumen um Kiefern handelte. Laut neueren Erkenntnissen (Die Großpilze Baden-Württembergs Band 1) sind nur eindeutig bei Weißtanne wachsende Exemplare als solche anzusprechen und da ohnehin nur wenig relevante Unterschiede zum Glänzenden Lackporling bestehen, wäre der Dunkle Lackporling eher als Varietät oder Substratform von G. lucidum aufzufassen. Ich habe daher meine carnosum-Funde in G. lucidum überführt.
Weiterführende Literatur:
- http://tintling.com/pilzbuch/arten/g/Ganoderma_lucidum.html
- Terry Willard: Reishi, der Wunderpilz der alten Chinesen (Heyne, 1999)
- https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=38095.msg280072#msg280072