Hebeloma pallidoluctuosum
Schwärzender Duft-Fälbling
Der Fälbling, den wir am 25.10.2019 im Carré an der Dietzenbacher Rodgaustraße fanden, schien eine klare Sache zu sein. Es gibt nur einen, der so aufdringlich nach Bohnerwachs riecht. Nun ist dieser Geruch heutzutage nicht mehr jedermann geläufig, da es in Wohnungen kaum noch Linoleumböden gibt, die der Pflege mit diesem Poliermittel bedürfen. Das war jedoch nicht mein Problem. Die systematische Suche nach einem Pilz mit Bohnerwachsgeruch in meiner umfangreichen Literatur, im Internet und in Verzeichnissen von Pilzgerüchen nahm 2 Stunden in Anspruch, bis ich ihn endlich bei Breitenbach & Kränzlin fand. Es handelt sich um den gleichen unverwechselbaren Geruch, den ich schon von einem Fund aus dem Jahr 2002 im Ansfeldwald kannte, der damals unter dem Namen Hebeloma sacchariolens in meinen Fundlisten stand. Ich hatte den Fälbling seinerzeit als typischen Wegrandpilz bezeichnet, was man allerdings auch von anderen Arten dieser Gattung sagen kann. Er wird bis heute nicht von allen Mykologen als eigene gute Art anerkannt.
Bei der Bestimmung von Fälblingen spielen Gerüche eine nicht unerhebliche Rolle, was eine gute Nase erfordert. Die allermeisten riechen rettichartig, andere süßlich oder nach Kakao oder Marzipan. Die Unterscheidung von H. pallidoluctuosum und H. sacchariolens ist nicht einfach und allein auf den Geruch sollte man sich nicht verlassen. Breitenbach & Kränzlin beschreiben den Geruch von H. pallidoluctuosum als “aufdringlich süßlich nach Bohnerwachs”, den von H. sacchariolens als “süßlich, blütenartg, wie parfümierte Seife”. Das ist schon eine gewisse Differenzierung, die aber nicht ausreicht, um zwei unterschiedliche Arten zu rechtfertigen. Dazu bedarf es auch Unterschiede in den Mikromerkmalen, die lt. Breitenbach & Kränzlin zum Teil recht markant sind und daher die Auffassung von zwei guten Arten unterstützen:
Hebeloma pallidoluctuosum |
Hebeloma sacchariolens |
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Sporen | warzig | schwach warzig |
Cheilozystiden | bis 55 µm lang | bis 105 µm lang |
Hutdeckschicht | aus aufsteigenden Hyphen bestehend | aus parallel liegenden bis unregelmäßig verflochtenen Hyphen bestehend |
Außerdem konnten bei der mikroskopischen Untersuchung keine über die Basidien hinausragenden Cheilozystiden gefunden werden, das heißt, sie waren in keinem Fall länger als 50 µm.
Das Schwärzen der Fruchtkörper beim Trocknen war bei meinen Funden vom Oktober ausgeblieben. Erst die um den 10. November herum entnommenen Exemplare taten mir den Gefallen, das namensgebende Merkmal zu zeigen. Man kann die Fälblinge mit Fug und Recht als Spätherbstpilze bezeichnen.
Weiterführende Literatur:
- Breitenbach & Kränzlin: Pilze der Schweiz Band 5 (Pilz Nr. 114)