Hygrophoropsis aurantiaca fm. albida
Weißblättriger Afterleistling
Der 2. Januar 2019 war ein feuchter, milder Tag in einem bislang ungewöhnlich warmen Winter. Ein bodensaurer Nadelwald bei Dietzenbach (überwiegend Fichten, eingestreute Kiefern, weitgehend bemoost) war voller Falscher Pfifferlinge. Sie sahen alle so aus, wie man sie kennt: schön orangefarbig. Dann fiel uns schon aus einiger Entfernung eine Gruppe heller Pilze auf, dicht aneinandergedrängt an einem Kiefernstumpf wachsend. Zu keinem Zeitpunkt gab es den geringsten Zweifel, dass wir es auch hier mit der homogenen Gattung Hygrophoropsis zu tun haben. Habitus und Konsistenz stimmten hundertprozentig überein, nur die Farben nicht. Die Hutmitten waren hell ockerbräunlich gefärbt, zum Rand hin extrem aufgehellt. Die Lamellen waren größtenteils rein weiß oder cremefarben angehaucht mit auffälligen dunkelbraunen Flecken. Einige zeigten auch einen Anflug von hellorange, so als wollten sie wenigstens andeutungsweise auf ihre Verwandtschaftsverhältnisse hinweisen. Beim normalen Falschen Pfifferling gehen Farbnuancen fließend ineinander über, hier jedoch gab es einen abrupten Farbkontrast zwischen Lamellen und Stiel von weißlich zu hell oder dunkler braun.
Literatur- und Internetrecherchen führten zu uneinheitlichen Ergebnissen. Meist wird der Pilz Hygrophoropsis aurantiaca fm. albida genannt. Einige Quellen geben auch einen deutschen Namen an: Weißblättriger Afterleistling. Bei 123pilze wird er als “sehr selten” bezeichnet, natürlich mit Totenkopfsymbol und dem in fetten Großbuchstaben hervorgehobenen Hinweis GIFTIG!, dahinter ganz kleingedruckt: “in geringen Mengen unbedenklich”. In Internetforen wird eifrig über ihn diskutiert und spekuliert. Weiße oder weißliche Lamellen hat auch der Großsporige Afterleistling Hygrophoropsis macrospora, der 8 bis 11 µm lange Sporen hat und daher für unsere Funde nicht in Frage kommt. Sie hatten bis ca. 7 µm lange Sporen.