Hymenochaete tabacina
Tabakbrauner Borstenscheibling
Um die 7 in Mitteleuropa vorkommenden Borstenscheiblinge sicher zu unterscheiden, ist zunächst auf die Wuchsweise am Substrat zu achten, ob resupinat oder mit abstehenden Hutkanten. Da fast alle in ihrem Anfangsstadium resupinat am Holz anliegen, in ihrer mehrere Jahre andauernden Weiterentwicklung aber abstehende Hutkanten bilden können, ist diese Entscheidung nicht immer leicht zu treffen.
Der Tabakbraune Borstenscheibling entwickelt sich aus kleinen braunen Flecken, die über abgestorbene Stämme und Äste verteilt sind und allmählich zu großflächigen Krusten zusammenwachsen. Dabei können sie vor allem an aufrechten Substraten bis zu 1 cm weit abstehende biegsame Hutkanten ausbilden. Die Art ist in Mitteleuropa nicht selten und vor allem an Weiden und Hasel zu finden, gern in der Nähe von See- und Flußufern. Bei frischem Wachstum sind die Ränder rostgelb gefärbt, später werden die gesamten Fruchtkörper dunkel tabakbraun. Mit der Lupe erkennt man aus dem Hymenium herausragende dünne zugespitzte Seten.
Mikroskopische Merkmale: Sporen länglich, leicht allantoid, 5 - 6,5 x 1,5 - 2 µm, Setae pfriemförmig, dickwandig, zum Teil an der Spitze fein inkrustiert.
Die häugste Art der Gattung ist die Umberbraune Borstenscheibe Hymenochaete rubiginosa, die an entrindetem Eichen- oder Edelkastanienholz, gern an Stümpfen oder liegenden Stämmen wächst und stets abstehende Hüte oder Hutkanten aufweist.
In der Familie der Borstenscheiblingsartigen (Hymenochaetaceae) waren traditionell neben den Borstenscheiblingen auch Porlinge mit brauner Huttrama wie Feuerschwämme (Phellinus), Schillerporlinge (Inonotus) oder Steifporlinge (Oxyporus) versammelt. Nach neuen molekularbiologischen Erkenntnissen sollen nun auch Spaltporlinge (Schizoporaceae, weißliche Trama) und sogar Heftelnabelinge (Rickenella, kleine Blätterpilzchen) in die Verwandtschaft der Borstenscheiblinge gehören, was bei den meisten Pilzfreunden auf Verwunderung und Unverständnis stößt.
Weiterführende Literatur:
- Breitenbach & Kränzlin: Pilze der Schweiz Band 2, Nr. 297
- Hermann Jahn: Pilze die an Holz wachsen, Nr. 128