Lentinus cyathiformis
Pokalförmiger Sägeblättlling
Es ist durchaus nachvollziebar, wenn man beim ersten Anblick dieses Pilzes an einen Leistling denkt, vor allem, wenn es sich um ein noch junges Exemplar handelt wie bei unserer Frühjahrswanderung 2011 im NSG Kühkopf. Die etwa 1 mm erhabenen, dicklichen Lamellen laufen bogenförmig weit am Stiel herab und auch der übrige Habitus erinnert ein wenig an einen kompakt geratenen Pfifferling.
Nicht ins Bild passt das Wachstum an Holz und der zur Basis hin mehr oder weniger berindete Stiel. Hat man auch ausgewachsene Fruchtkörper vor sich, wird man bei ersten Zuodnungsversuchen aufgrund der schartigen Lamellenschneiden Gattungen wie Lentinus in Betracht ziehen und findet hier bei Moser (Kleine Kryptogamenflora) schon bei der ersten Schlüsselfrage das passende Angebot.
Bei Breitenbach & Kränzlin (Pilze der Schweiz) wird man die Art allerdings vergeblich suchen. Offensichtlich bevorzugt der Pokalförmige Sägeblättling Auwälder, als Substrate werden u. a. Pappel, Erle und Weide angegeben. Im NSG Kühkopf dürfte er seit Jahrzehnten bekannt sein und ist noch immer, auch wenn das ursprünglich besiedelte Holz längst verrottet ist, zugegen. In all den Jahren ist er mehrfach „umgezogen“, wobei er stets Eichenstämmen die Treue hält.
Mit nur 26 Fundpunkten im Verbreitungsatlas der Großpilze in Deutschland (davon 3 im Rhein-Main-Gebiet) gehört die weitgehend unbekannte, thermophile Art zu den Raritäten und scheint in ihren Biotopen sehr standorttreu zu sein.
Die Rote Liste der Großpilze Deutschlands aus dem Jahr 1992 führt L. cyathiformis in der Kategorie „R“, also als extrem seltenen Pilz. Für die wärmeliebende Art der großen Stromtäler und deren Auwälder mit reichlich Altholz wurde eine Gefährdung durch Rückgang des benötigten Lebensraums festgestellt.