Leucoagaricus americanus
Büscheliger Egerlingsschirmling
Pilzfreunden bot die Stadt Dietzenbach während der Zeit um die Jahrtausendwende einen unvergleichlichen Service. Ein deutlich sichtbares rundes Schild wies darauf hin, wo mitten im Stadtgebiet besonders seltene Pilzarten zu finden sind. Der weiße Pfeil auf blauem Grund zeigte genau auf den Wuchsort der Rarität in einem mit Holzhäcksel bestreuten, ungepflegten Mini-Beet von kaum zwei Quadratmetern Ausdehnung auf einer Verkehrsinsel. Zu bemängeln war nur die fehlende Information, um welche Spezies es sich handelt. Da blieb dem Pilzfreund keine andere Wahl, als die erforderliche Bestimmungsarbeit selbst zu leisten.
Spaß beiseite: in solchen unscheinbaren Biotopen sind durchaus bemerkenswerte Arten zu finden, sofern man ihnen die nötige Aufmerksamkeit schenkt. Gut möglich, dass es sich sogar um einen hessischen Erstfund handelte.
Die meisten Arten der nicht sehr populären Gattung Leucoagaricus sind relativ leicht zu bestimmen. So auch der Büschelige Egerlingsschirmling. Mit bis zu 16 cm Hutdurchmesser gehört er zu den größten Vertretern. Sein schuppiger Hut lässt auf den ersten Blick einen Riesenschirmling vermuten, wegen des einfachen und häutigen Rings, der sich nach oben abziehen lässt (ähnlich wie bei manchen Champignonarten), kommt eine Macrolepiota jedoch nicht in Betracht. Auffallend ist das nach einiger Zeit einsetzende dunkelweinrote Anlaufen des gesamten Pilzes. Die Verfärbung bleibt am Exsikkat erhalten und lässt dann kaum noch vermuten, dass man einen Weißsporer vor sich hat. Wichtigstes Merkmal neben dem büscheligen Wachstum: beim Anschneiden frischer Fruchtkörper ist zunächst eine Gelbfärbung zu beobachten, am deutlichsten unter der Huthaut.
Wer den Dietzenbacher Standort an der Offenbacher Straße aufsuchen möchte: Die Verkehrsinsel an der Kreuzung ist einem Verkehrskreisel gewichen. Dafür sind inzwischen zwei andere Fundorte im Stadtgebiet hinzugekommen, in Steinberg und am Rathaus-Center, sowie ein weiterer in Neu-Isenburg. Auch Thomas Lehr und Hermine Lotz-Winter haben Funde gemeldet: gleich mehrere Büschel an der Lorsbacher Kläranlage und die oben abgebildete Gruppe an einem Mulchhaufen an der alten Startbahn des Frankfurter Flughafens. Alle diese Funde waren auf mit Rindenmulch oder Holzhäcksel belegten Flächen.