Lophodermium petiolicola
Petiolen-Spaltlippe
Der deutsche Gattungsname „Spaltlippe“ ist eigentlich schon eine recht gute Beschreibung der winzigen Fruchtkörper, deren Struktur nur mit einer Lupe zu erkennen ist. Auch die Bezeichnung „schiffchenförmig“ ist passend. Mit einem Fachbegriff werden sie Hysterothecien genannt. Weltweit gibt es 145 Arten, in Mitteleuropa dürften es ca. 15 bis 20 sein.
Spaltlippen leben saprobiontisch, einige auch parasitisch, an diversen Pflanzenteilen. Manche sind wirtsspezifisch, d. h. anhand ihrer Form und ihres Substrats einfach zu bestimmen.
Das trifft auch auf die „Roteichen-Blattstiel-Spaltlippen“ Lophodermium petiolicola zu. Sie wachsen auf den Blattstielen vorjähriger Roteichenblätter. Auf einem einzigen Blattstiel können Dutzende von ihnen erscheinen. Einzelne Fruchtkörper erreichen Längen von ca. 2 mm, mitunter sind auch mehrere von ihnen miteinander und mit einem durchgehenden Spalt verbunden (siehe im Foto ganz oben rechts), wobei sie mehrfach gebogene Ketten und eine insgesamt größere Länge bilden können. Gelegentlich findet man sie auch auf den vertrockneten Blättern.
Die Häufigkeit der Art ist wohl mangels gezielter Suche und Unkenntnis dieser in populärer Pilzliteratur nicht erwähnten Gruppe nicht hinreichend erkannt oder dokumentiert. Im Verbreitungsatlas (Krieglsteiner 1993) sind für Deutschland gerade mal 4 Fundpunkte eingetragen. In der Online-Kartierung für Berlin und Brandenburg (Stand: 2018) häufen sich hingegen die Nachweise. Als Funddaten wurden die Monate März bis August angegeben.
Da die Roteiche (Quercus rubra) Anfang des 18. Jahrhunderts aus Nordamerika nach Europa importiert worden ist, kann davon ausgegangen werden, dass auch Lophodermium petiolicola auf diesem Weg zu uns gelangt ist.
Verwechselt werden könnte die Art mit dem Blattstiel-Spaltbecherchen, das auf Ahornblattstielen und anderen Substraten (z. B. Stielen von vorjährigem Storchenschnabel) wächst.
Bei Wikipedia findet sich eine Liste von 12 in Europa vorkommenden Spaltlippenarten, in der Lophodermium petiolicola jedoch fehlt. Im Verbreitungsatlas (Krieglsteiner 1993) sind 16 Arten enthalten.
Der Pilz gehört zur Ordnung der Rhytismatales (Flicklumpenartige).