Polyporus badius
Kastanienbrauner Stielporling, Schwarzroter Porling
Als 1979 Hermann Jahns schönes Buch Pilze die an Holz wachsen erschien, bezeichnete der Verfasser den Schwarzroten Porling (auch Kastanienbrauner Porling genannt) noch als seltene Art, die zerstreut vor allem im Mai in auwaldartigen Biotopen an Weiden, Pappeln und Ulmen vorkommt, ansonsten “hier und da in feuchteren Laubwäldern”. Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich mich über meinen persönlichen Erstfund sehr gefreut und ihn als besonderes Ereignis wahrgenommen habe. Inzwischen ist er, zumindest in der Rhein-Main-Ebene, ein verbreiteter und keineswegs seltener Pilz.
Typische Merkmale sind seine elastischen, lederartig zähen, am Rand sehr dünnen Hüte und die völlig glatte, fettig glänzende Oberfläche. Oft findet man Exemplare mit gewellten Huträndern, die während der Wachstumsphase heller gefärbt sind. Die Poren sind so fein, dass man sie mit bloßem Auge kaum erkennt. Die meist exzentrischen, matt grauschwarzen Stiele sind meist sehr kurz. Sie können mitunter auch rein weiß sein. Der Schwarzrote Porling wächst auf Stämmen, dickeren Ästen oder Stümpfen. Ich habe ihn bisher nur an Laubholz gefunden.
Verwechseln könnte man ihn eventuell mit dem Schwarzstieligen Porling (Polyporus melanopus, auch Schwarzfußporling genannt), der jedoch eine matte, nicht speckig glänzende Hutoberfläche hat und scheinbar auf dem Boden (an Baumwurzeln oder vergrabenem Holz) wächst. Im Zweifelsfall hilft ein mikroskopisches Merkmal: Der Schwarzfußporling hat Hyphen mit Schnallen, beim Rotbraunen fehlen diese.
Die Gattung Polyporus ist in Auflösung begriffen, die meisten Arten wie Winter- oder Maiporling sind in die Gattung Lentinus transferiert, für andere sind neue, zum Teil monotypische Gattungen aufgestellt worden. Der Schwarzrote Porling z. B. heißt jetzt Picipes badius, der Schuppige Porling Cerioporus squamosus. Laut Index fungorum scheint lediglich der Sklerotienporling bei Polyporus verblieben zu sein.