Pycnoporellus fulgens
Leuchtender Weichporling
Eine eher im Alpenraum und im Schwarzwald beheimatete, sehr seltene, aber sich zunehmend nach Norden und Osten ausbreitende Art. Die Fruchtkörper des Leuchtenden Weichporlings ähneln in ihrer Form und ihrem Wachstum verschiedenen Trameten, wie z. B. Trametes pubescens oder Trametes multicolor. Sie wachsen einjährig, gerne dachziegelig, fast nur an Nadelholz und sind in allen Teilen leuchtend fuchsig-orangerostbraun gefärbt. An verbautem Holz kann die Art auch effus-reflex bis resupinat auftreten. Im Holz verursacht Pycnoporellus fulgens eine Braunfäule, wobei die Fruchtkörper erst in der Optimal- bzw. Finalphase der Holzzersetzung auftreten.
Die Oberfläche der bis zu 10 cm breiten Hüte ist ausgeprägt striemig-filzig und die relativ großen, orangebraunen Poren sind unregelmäßig schartig, eckig bis labyrinthisch. Pro mm kommen etwa 1 – 2 Poren, deren unregelmäßige Ränder sägeblattartig zackig-gekerbt sind.
Die Fruchtkörper sind etwas dicklich, die creme-orange-farbenen Röhren sind im Radialschnitt bis zu 1 cm lang und deutlich heller als die orangebraune Huttrama. Diese verfärbt sich mit einem Tropfen Kalilauge (KOH) sofort dunkel weinrot. Auffällig ist, dass die Hüte – ähnlich wie bei der Samtigen Tramete (Trametes pubescens) und der Zinnobertramete (Pycnoporus cinnabarinus) – gerne von Pilzkäferlarven zerfressen werden.
Mikroskopisch ist die Art – vermutlich die einzige in der Gattung Pycnoporellus – durch schnallenlose Hyphen, monomitisches Hyphensystem mit teilweise sehr dickwandigen und an Skeletthyphen erinnernden Hyphen sowie zylindrisch-langelliptische Sporen mit Maßen zwischen 6 – 11 x 2,5 – 4 μm gut festgelegt. Die Zystiden sind schlank zylindrisch und ragen aus dem Hymenium heraus.
Der Leuchtende Weichporling ist in Mittel- und Südosteuropa montan bis submontan verbreitet, aber überall selten. Für die Bundesrepublik datiert der registrierte Erstfund aus dem Jahre 1976. Ich kenne die Art von wenigen Funden aus Österreich und aus dem Schwarzwald. German J. Krieglsteiner nennt im Verbreitungsatlas für die BRD in 1990 lediglich 9 Funde, und zwar aus dem Alpenraum, dem Südschwarzwald und dem Gebiet südlich von Stuttgart. In der Großpilzflora Baden-Württembergs von 2000 kann man dann schon eine deutliche Ausbreitung der Art erkennen. In der süddeutschen Region wächst sie an morschen Stämmen und Stümpfen in alten Fichten- und Weißtannenwäldern, d. h. vorwiegend an Nadelholz, selten einmal an Laubholz wie Rotbuche.
In den ursprünglichen Fundregionen war die Art bis Ende der 1990er Jahre noch sehr selten. Seit 2000 tritt sie allerdings gehäufter auf und breitet sich mehr und mehr nach Norden und Osten (Bayrischer Wald) aus. Sie geht damit den Weg einer ganzen Reihe von Arten, welche in den letzten Jahrzehnten aus dem Süden und Osten in die milderen Gebiete eindringen. Krieglsteiner (2002) sieht hierin eine deutliche, europäische Arealverschiebung. Heck, Heseler und Schmitt berichten in 2006 über Funde im Saarland; Mühler in 2007 über erste Funde in Sachsen (beide Informationen im „Tintling“). Über mehrere Funde in Mittelhessen (Taunus) schreibt Günther Sturm im Heft 2/2007 der Vereinsnachrichten der Pilzfreunde Südhessen-Sulzbach:
Ursula Sauter beschreibt die Art im Jahre 2004 sehr ausführlich in der „Südwestdeutschen Pilzrundschau“ anhand von Funden von 2002 bei Kaiserslautern und gibt Hinweise zur Bestimmung. Sie diskutiert auch die Abtrennung zu der umstrittenen Art Pycnoporellus albo-luteus, deren Artberechtigung sich mir nach kritischem Literaturstudium derzeit nicht erschließt. German J. Krieglsteiner (2000) erkennt nur eine Art der Gattung für Europa an und ignoriert die für Europa beschriebene, eher resupinat wachsende Pycnoporellus albo-luteus, bzw. nennt sie nicht mal als synonym. Verwechslungen mit anderen Porlingsarten sind – wenn man auf das Substrat und die Farbe achtet – kaum möglich. Die ähnliche Zinnobertramete (Pycnoporus cinnabarinus) wächst kaum einmal dachziegelig, kommt überwiegend an Buche vor und hat deutlich dunklere, zinnoberrote Farben. Die Hutoberfläche ist glatt. Auch die fuchsroten Arten aus der Gruppe der Schillerporlinge (z. B. Inonotus rheades) sind ausschließlich Laubholzbewohner, und hier z. B. an Erle oder Zitterpappel zu finden. Ihre Poren sind kleiner und bräunlich gefärbt. Jung haben sie einen silbrigen, schillernden Glanz. Allerdings wächst Pynoporellus fulgens in seltenen Fällen auch an Laubholz. Aufgrund seiner auffälligen Färbung ist er allerdings kaum zu verwechseln. In Zweifelsfällen prüft man mikroskopisch die Septen der generativen, dickwandigen Hyphen, welche keine Schnallen besitzen.“
Aktuelle Anmerkung: In den Jahren 2010 – 2014 hatten wir auffällig viele Funde in den Kiefernwäldern östlich von Dudenhofen (Stadt Rodgau, Kreis Offenbach), mehrfach an Kiefer, einmal an Birke. Nach unseren Erfahrungen entspricht sein Erscheinungsbild nur in sehr jungem Stadium seinem Namen „leuchtend“ orangegelb.
Danach nehmen die Fruchtkörper des Leuchtenden Weichporlings eine zunehmend matte und eher trüb rotbraune Farbe an, die er dann über den weitaus größten Zeitraum seiner Existenz beibehält.
Die hier gezeigten Fotos entstanden im August 2011 und danach im Gebiet „Gänsbrüh“ und in Wäldern am Opel-Testgelände. Bis heute wird der Pilz im Rhein-Main-Gebiet immer mal wieder gefunden. (Dieter Gewalt, 02.2024)
Weiterführende Literatur:
- http://aphyllopower.blogspot.com/2008/01/
- http://tintling.com/pilzbuch/arten/p/Pycnoporellus_fulgens.html