Resinicium bicolor
Zweifarbiger Zystidenrindenpilz
Im November 2018 fiel uns im Sandhorst-Wald bei Dietzenbach (TK 5918.4.4) an einem liegenden Kiefernstamm ein flächiger Belag auf, der in mehreren unterschiedlich großen Flecken über die Rinde ausgebreitet und fest mit dem Substrat verwachsen war. Er hatte in der Summe eine Ausdehnung von etwa 10 x 25 cm und eine teils weissliche, teils ockergelbliche Farbe. Erst mit der Lupe (20-fache Vegrößerung) war eine feine noppenartige Struktur zu erkennen.
Werner Pohl bezeichnet diese resupinate Rindenpilzart als “im Rhein-Main-Gebiet nur regional verbreitet” und bezieht sich auf seinen einzigen Fund im NSG Mönchbruch aus dem Jahr 2008. In der Online-Kartierung der DGfM (Deutsche Gesellschaft für Mykologie) sind zwei weitere Funde ausgewiesen (Maunzenweiher, Gundhof; det. Hermine Lotz-Winter). Ein Blick auf die Verbreitungskarte der DGfM vermittelt ein völlig anderes Bild. Hier sind die Fundpunkte dicht gedrängt über das gesamte Bundesgebiet verteilt. Offenbar werden Rindenpilze anderswo häufiger mikroskopiert als bei uns im Rhein-Main-Gebiet (und in einigen anderen Regionen).
Kurzbeschreibung:
Häutig-krustige Fruchtkörper mit sehr kleinen, feinen, stellenweise dichtstehenden bis zerstreuten Wärzchen oder pfriemförmigen Zähnchen. Diese haben lediglich eine Länge von ca. 0,2 - 0,3 mm, ihre Spitzen können unterschiedlich gefärbt sein, z. B. creme oder ockergelblich, oft auch schwach rötlich, grünlich oder bräunlich. Grünliche Farbtöne sind auf eingebettete Algen zurückzuführen. Die Konsistenz des dünnen Belags (0,5 bis 1,5 mm dick) ist feucht wachsartig, trocken spröde.
Resinicium bicolor erscheint in einer erstaunlichen Formenvielfalt, was eine sichere Bestimmung vor Ort erschwert. Die Zähnchen sind nur mit Lupe zu erkennen. Mikroskopisch ist die Art jedoch leicht und schon bei 400-facher Vergrößerung zu identifizieren. Sie besitzt zwei Arten von Zystiden: Halo- oder Kugelzystiden mit breiten, rundlichen Köpfen sowie eine Vielzahl von Astrozystiden, die wie vielzackige Sterne auf einem dünneren Stiel aussehen. Die elliptischen Sporen messen 6 - 8 x 2,5 - 3 µm.
Der Pilz wächst saprobiontisch vor allem an totem Nadelholz. Seltenere Laubholzfunde stammen überwiegend von Buche. Für die Schweiz (Breitenbach & Kränzlin: Pilze der Schweiz Band 2) wird als Wirt die Fichte angegeben. In “Großpilze Baden-Württembergs” werden Weißtanne (46x), Fichte (338x), Lärche (12x) und Kiefer (62x) genannt, aber auch verschiedene Laubhölzer, darunter Rotbuche (25x). Man findet ihn auch an der Unterseite von liegenden Brettern. Werner Pohl verweist auf seinen ersten Fund an einem alten feuchten Brett in der Nähe seines Schwanheimer Hauses. An verbautem Nadelholz kann er z. B. an feuchten Dachstühlen beträchtliche Schäden anrichten.
Die Art wurde bereits 1821 von Elias Fries als Hydnum subtile beschrieben. Heute wird sie erstaunlicherweise in der Familie der Rickenellaceae geführt, in der ansonsten kleine Blätterpilze wie der Orangerote Heftelnabeling stehen.