Russula delica

Gemeiner Weißtäubling

Fr. 1838
Familie: Russulaceae
© Bernd Miggel
delica = ohne Milch
Gruppe des Gemeinen Weißtäublings, in unmitterlbarer Nähe einer großen Birke. Die Fruchtkörper sind fast überreif

Auf einer Wiese bei Keltern-Ellmendingen, Baden-Württemberg, fand ich Mitte Juli 2021 unter einer Birke mehrere reife Fruchtkörper des Gemeinen Weißtäublings. Diese recht häufige Pilzart findet man in Laub-, Misch- und Nadelwäldern, aber auch an Waldrändern oder außerhalb des Waldes, auf Lichtungen oder in Parks, wo sie eine Mykorrhiza mit Laubbäumen, ausnahmsweise mit Nadelbäumen, eingeht.

Der Fruchtkörper ist im jungen Zustand weißlich bis cremefarben, verfärbt sich aber im Alter in Richtung gelbbräunlicher Töne. Es handelt sich um einen groß werdenden Pilz. Hutdurchmesser von gut 20 cm sind keine Seltenheit. Der schon jung ausgebreitete Hut vertieft sich im Verlauf des Wachstums trichterartig.

Die Hutoberfläche ist, zumindest anfangs, flaumig-schorfig-filzig. Man kann diese dickfleischige Art - ebenso wie den Wolligen Milchling und den Rosascheckigen Milchling - durchaus als “Erdschieber” bezeichnen. Im folgenden Bild ist deutlich zu sehen, was der Hut beim Herauskommen aus der Erde alles mitnimmt.

Geschmack Sporenpulver Abziehbarkeit der Huthaut Chemische Reaktion mit FeSO4
schärflich weiß nur wenig rotrosa bis blass rosa
Abb. links: Die weißfilzige, bräunende Hutoberfläche eines reifen Exemplars mit anhaftenden Erd- und Pflanzenteilen -- Abb. rechts: Dieser 20 µm dicke Schnitt vom Hutfleisch zeigt die sogen. Sphaerozystennester. Man erkennt auch die dünnen Hyphen, die die Nester umgeben. Präparat in SDS-Kongorot

Wenn man bei einem Täubling oder Milchling ein mikroskopisches Präparat von seinem Fleisch anfertigt, werden zwischen den Hyphen sogen. „Sphaericystennester“ sichtbar. Diese Kugelzellennester sind verantwortlich für die Brüchigkeit bei Täublingen und Milchlingen.

Bei den Weißtäublingen zählt man die Lamellen pro cm in 1 cm Abstand vom Hutrand. Somit entfallen die sehr zahlreichen, besonders kurzen Lamelletten. Beim Gemeinen Weißtäubling erhält man auf diese Weise 4-7 Lamellen pro cm. Der Stiel ist beim Gemeinen Weißtäubling kurz und gedrungen. Der Geschmack ist etwas scharf und der Geruch deutlich fischig.

Abb. linls: In der Nähe der Lamellenanwuchsstelle am Stiel gibt es einige wenige Gabelungen -- Abb. rechts: Die Lamellen sind in Randnähe stark mit Lamelletten untermischt. Bei diesem Fruchtkörper ergeben sich in 1 cm Abstand vom Hutrand gemessen: 5-6 Lamellen pro lfd. cm

Die Sporen sind ellipsoid, warzig-gratig mit durch feine Linien oder kurze Grate verbundenen Warzen.Die Ornamenthöhe reicht bis zu 1 µm. Die Ornamente sind stark amyloid; der Hilarfleck nur an seinem Rand. Sporengröße: L x B = 9,4-9,9 x 7,4-7,8 µm; Q = 1,24-1,30; V = 275-315 µm3. (Länge L; Breite B; Schlankheitsgrad Q = L/B; Volumen V).

Belege (Exsikkate) sind hinterlegt in den Fungarien KR (Staatl. Museum für Naturkunde Karlsruhe), STU (Staatl. Museum für Naturkunde Stuttgart), TUF (Universität Tartu, Estland)

Ähnliche Arten:
Der Schmalblättrige Weißtäubling Russula chloroides ist sehr ähnlich, unterscheidet sich aber: Er wächst eher im Waldesinneren; sein Hut bleibt meist etwas kleiner, die Lamellen sind weniger breit, weniger dick und stehen mit 8-14 Lamellen pro cm auch gedrängter. Was auch immer mal wieder auffällt. Schließlich besitzen seine Sporen ein höheres Ornament bis 1,5 µm.
Der Ockerblättrige Weißtäubling Russula pallidospora wird nur sehr selten gefunden. Von den beiden anderen genannten Weißtäublingsarten unterscheidet er sich wie folgt: er riecht nicht fischig, sondern deutlich obstartig; er schmeckt nicht scharf, sondern etwas bitterlich; sein Sporenpulver ist nicht weißlich, sondern dunkel cremefarben; die Ornamenthöhe der Sporen ist mit 0,5 µm noch geringer.
Beim Pfeffermilchling und beim Wolligen Milchling quillt bei Verletzung weiße Milch hervor, was bei unserem Täubling natürlich nicht der Fall ist.

Weiterführende Literatur:

  • EINHELLINGER, A. (1985): Die Gattung Russula in Bayern. - Hoppea, Denkschr. der Regensburgischen Bot. Ges. Bd. 43
  • MARXMÜLLER, H. (2014): Russularum Icones: 340-343. - Anatis-Verlag
  • MICHAEL, E., HENNIG, B. KREISEL, H. (1983): Handbuch für Pilzfreunde Band V: Nr. 67a
  • SCHWÖBEL, H. (1974):Die Täublinge. Beiträge zu ihrer Kenntnis und Verbreitung II. Z. Pilzk. 39:175ff.
  • https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=41656.msg307187#msg307187
Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Bernd Miggel.
Zuletzt aktualisiert am 29. September 2021