Russula grisea

Taubentäubling, Grauvioletter Reiftäubling

Fr. 1838
Familie: Russulaceae
© Bernd Miggel
grisea = grau
Foto: Ingeborg Dittrich

Der hier beschriebene Grauviolette Reiftäubling Russula grisea gehört zu den schwer bestimmbaren Arten:

Ohne Mikroskopie geht da gar nichts!”

Die wichtigsten Merkmale lassen sich so zusammenfassen: ein recht groß werdender, geruchloser, quasi milder Cremesporer mit Hutfarben zwischen creme, grau, oliv und violett, mit cremefarbenen Lamellen, weißem Stiel, stark orangerosa Eisensulfat-Reaktion und zahlreichen Pileozystiden. Er geht eine Mykorrhiza mit Laubbäumen wie Rotbuchen, Hainbuchen oder Eichen ein und liebt basenreiche Böden, beispielsweise Kalk- oder Lössböden. Die Rote Liste Deutschlands (2016) führt ihn unter „V“ (Vorwarnliste).

Foto: Karl Wehr

Makroskopische Merkmale:
Wir haben es mit einem großen, fleischigen Pilz zu tun, der durchaus Hutbreiten von 13 cm und Stielgrößen von 8 x 3,5 cm erreichen kann. Dabei ist der Stiel oft kürzer als die Hutbreite. Der Hut ist im jungen Zustand halbkugelig, breitet sich aber bald aus und bekommt ein vertieftes Zentrum. Die Huthaut ist glatt, bei feuchtem Wetter klebrig und glänzend, im reifen Zustand am Rand gerieft und zur Hälfte abziehbar. In der Farbe ist der Hut äußerst variabel: im Wesentlichen sind alle Tönungen zwischen grau, oliv, grün, violett, blau und schwarz vorhanden, im Zentrum blasst er oft creme- oder ockerfarben aus. Violette Exemplare sind unter der Huthaut violettlich. Um die Vielfalt der Hutfarben zu verdeutlichen, habe ich im Anhang die von namhaften Autoren angeführten Farbnuancen wiedergegeben.

Das nächste Bild zeigt einen Teil der Hutfarben-Palette: hinten ein Hut in Violettschwarz, vorne einer in schön violetter Farbe, wie wir sie vom Frauentäubling (Russula cyanoxantha) her kennen, dazwischen kleinere Hüte in Violettgrau und Grauviolett, etwas weiter hinten rechts ein grauer Hut mit ockerfarbigem Zentrum.

Foto: Schupfnudel (pilzforum.eu)

Die Lamellen sind satt cremefarben, spröde und in Stielnähe vielfach gegabelt; verkürzte Lamellen kommen so gut wie gar nicht vor. Der Stiel ist längsadrig, mehr oder weniger zylindrisch, meist weiß, aber mitunter auch lila überhaucht. Das Fleisch ist weiß, geruchlos und mild, junge Lamellen manchmal schärflich. Frisch ausgefallener Sporenstaub ist cremefarben, IIc nach der Farbtafel in MARXMÜLLER, H. (2014).

Das folgende Bild zeigt zwei Fruchtkörper, von denen uns der linke seinen prächtig violetten Hut präsentiert. Er ist zur Mitte hin mehr rotviolett, zum Rand hin eher grauviolett, wohingegen uns der rechte seine cremefarbenen Lamellen und seinen weißen Stiel zeigt.

Foto: Hannes2 (pilzforum.eu)

Im nächsten Bild haben wir ein Einzelexemplar mit graublauem bis grauviolettem Hut und hellbräunlichem Zentrum. Man erkennt den gerieften Hutrand und das unter der Huthaut bläulich durchgefärbte Fleisch.

Foto: Sebastian_RLP (pilzforum.eu)
Geschmack Sporenpulver Abziehbarkeit der Huthaut Chemische Reaktion mit FeSO4
mild creme zur Hälfte stark orangerosa

Mikroskopische Merkmale:
Die Sporen sind breit ellipsoid bis ellipsoid und besitzen ein warziges, bis 1,0 µm hohes Ornament. Die Warzen stehen teils isoliert und sind teils zu mehreren in Form einer dünnen Linie oder eines dicken Grates verbunden. Die Ornamente sind amyloid, der Hilarfleck ist es nicht. Die Sporengröße beträgt: 6,5 - 8,5 x 5,5 - 6,5 µm, der Schlankheitsgrad Q = Länge/Breite = 1,1 - 1,3 µm.

Sporen, in Melzers Reagens (Mikrofoto: Sebastian_RLP pilzforum.eu)

Die Epikutis (Huthaut) besteht aus schlanken, langgliedrigen, vielfach verzweigten, 2 - 5 µm breiten Epikutishaaren („eh“) sowie aus schlankkeuligen, 4 - 10 µm breiten Pileozystiden („pz“), deren Eigenfarbe (gefärbt in Kongorot) wohl gelblich ist …

Epikutis, in Kongorot (Mikrofoto: Sebastian_RLP pizforum.eu)

… und deren Inhalt sich in Sulfovanillin schwarz färbt:

Pileozystiden in Sulfovanillin (Mikrofoto: Sebastian_RLP pilzforum.eu)

Für die hier gezeigten Bilder möchte ich mich herzlich bedanken bei Ingeborg Dittrich, Karl Wehr sowie „Schupfnudel“, „Hannes2“ und „Sebastian_RLP“ vom pilzforum.eu.

Abbildung aus Michael / Hennig / Kreisel: Handbuch für Pilzfreunde Band V

Ähnliche Arten:

Der Papagei-Täubling (Russula ionochlora) bleibt meist kleiner, das frisch ausgefallende Sporenpulver ist hellcreme, IIa nach der Farbtafel in MARXMÜLLER, H. (2014), die Sporen sind fast isoliert warzig, mit nur hier und da einer kurzen strichartigen Verbindung, und die Sporenornamentation ist mit max. 0,4 µm wesentlich niedriger. Außerdem sind die Abschnitte der Epikutishaare meist kürzer und oft bauchig verdickt. Er liebt die eher basenarmen, sauren, sandig-humösen Böden.
Der Blaugrüne Reiftäubling (Russula parazurea) hat meist eine wie schorfig-mehlig bereift aussehende Hutoberfläche, und unter der Huthaut ist das Fleisch stets grau durchgefärbt. Die Sporenornamentation besteht aus teilnetzig bis netzig verbundenen Warzen. Er gehört, wie auch R. ionochlora, zu den acidicolen Arten.
Der Frauentäubling (Russula cyanoxantha) hat reinweiße Lamellen, weißes Sporenpulver und eine negative Eisensulfat-Reaktion. An seinen nicht splitternden Lamellen ist er immer leicht zu identifizieren. Sie sind ein leicht prüfbares Alleinstellungsmerkmal unter den Täublingen.

Weiterführende Literatur:

  • BON, M. (1988): Pareys Buch der Pilze: 58 - 59
  • EINHELLINGER, A. (1985): Die Gattung Russula in Bayern. Hoppea, Denkschr. Regensb. Bot. Ges. 43: 94 - 96
  • GALLI, R. (1996): Le Russule: 122 - 123
  • KIBBY, G. (2014): The genus Russula in Britain: S. 45
  • KRÄNZLIN, F. (2005): Pilze der Schweiz Bd. 6, Russulaceae: Nr. 144
  • KRIEGLSTEINER, G.J. (2001): Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 2. Ständerpilze: Blätterpilze I: 455 - 457
  • MARXMÜLLER, H. (2014) - Russularum Icones: 174 - 179
  • MICHAEL, M., Hennig, B. & Kreisel, H. (1983): Handbuch für Pilzfreunde Band V Blätterpilze – Milchlinge und Täublinge: Nr. 86
  • MONEDERO, C. (2012): El Género Russula en la Península Ibérica: 112 - 115
  • ROMAGNESI, H. (1985): Les Russules d ́Europe et d ́Afrique du Nord: 291 - 298
  • SARNARI, M. (1998): Monographia illustrata del genere Russula in Europa 1: 289 - 296
  • SCHWÖBEL, H. (1975): Die Täublinge. Beiträge zu ihrer Kenntnis und Verbreitung (IV). – Z. Pilzkd. 40: 126 - 128
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Tauben-T%C3%A4ubling
Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Bernd Miggel.
Zuletzt aktualisiert am 8. August 2023