Russula nobilis

Buchen-Speitäubling

Singer 1929
Familie: Russulaceae
© Bernd Miggel
Synonym: Russula mairei
mairei = zu Ehren des französ. Mykologen R. Maire

Buchen-Speitäublinge erscheinen vom Spätsommer an als dekorative rote Farbtupfer im braunen Buchenlaub. Sie gehen eine Mykorrhiza mit der Rotbuche ein und wachsen bis in den November hinein. Sie haben einen sehr scharfen Geschmack und einen deutlich fruchtigen Geruch. Die Fruchtkörper sind festfleischig und relativ groß. Die Hüte sind bis 8 cm breit, klebrig und je nach Wetterlage matt bis glänzend. Die blutrote Huthaut ist höchstens bis zur Hälfte abziehbar, das zum Vorschein kommende Fleisch rötlich durchgefärbt. Der Hutrand ist glatt und nur bei älteren Fruchtkörpern kurz gerieft. Die leicht splitternden Lamellen, der Stiel und das Fleisch sind reinweiß. Dreht man einen Hut um und schaut in die Lamellentiefe hinein, kann man bei manchem Exemplaren einen ganz schwach bläulichen Schimmer wahrnehmen.

Geschmack Sporenpulver Abziehbarkeit der Huthaut Chemische Reaktion mit FeSO4
sehr scharf weiß nur am Rand schwach rosa
Abb. links: glänzende rote Hothaut eines 7 cm breiten Buchen-Speitäublings -- Abb. rechts: die rein weißen, brüchigen Lamellen stehen relativ entfernt

Von den makrochemischen Farbregaktionen sind Eisensulfat und Guajaktinktur von Interesse. Die Eisensulfat-Reaktion ist deutlich rosa, wenn auch nicht sehr stark. Die Guajak-Reaktion ist stark, was bei dieser Pilzart bestimmungsrelevant ist.

Abb. links: Farbreaktion mit Eisensulfat im rein weißen Fleisch und auf der ebenfalls rein weißen Stielrinde -- Abb. rechts: Rarbreaktion im Hutfleisch mit Guajaktinktur

Die Sporenpulverfarbe ist reinweiß. Die Sporen sind breit ellipsoid mit deutlich amyloider Ornamentation. Die Ornamentation ist warzig-gratig-teilnetzig, wobei die Warzen bei den gefundenen Exemplaren eine Höhe von 0,8 µm erreichen und die Netze vielfach geschlossene Maschen bilden. Die Messwerte (auf Grund von 50 repräsentativen Sporen und 95-prozentigem Vertrauensintervall): Lav x Bav = 7,9-8,2 x 6,3-6,6 µm, Qav = 1,23-1,28, Vav = 170-190 µm3 (mit L Länge, B Breite, Q Schlankheitsgrad = L/B, V Volumen, av Average/Durchschnitt).

Die Pileozystiden sind beim Buchen-Speitäubling zylindrisch bis schlankkeulig mit einem Kaliber von 5-8 µm und besitzen 0 - 3 Septen und schwärzen in Sulfovanillin deutlich.

Belege (Exsikkate) sind hinterlegt in den Fungarien KR (Staatl. Museum für Naturkunde Karlsruhe), STU (Staatl. Museum für Naturkunde Stuttgart), TUF (Universität Tartu, Estland)

Verwechslungsmöglichkeiten im Vergleich zu anderen Speitäublingsarten: Alle hier angeführten Vergleichsarten sind brüchiger als der Buchen-Speitäubling und besitzen eine sehr viel schwächere Guajakreaktion. Weitere Unterschiede:
Der Kirschrote Speitäubling Russula emetica geht eine Mykorrhiza mit Nadelbäumen ein. Die Fruchtkörper sind brüchig. Er besitzt eine komplett abziehbare, immer hochglänzende Huthaut.
Der Grauende Speitäubling Russula hydrophila eine Mykorrhiza mit Nadelbäumen ein und kommt nur in feuchtem bis nassem Milieu in Mooren oder Moorwäldern vor. Er ist sehr brüchig, und der Stiel graut bei ausgewachsenen Exemplaren deutlich.
Der Kiefern-Speitäubling Russula silvestris ist kleiner und brüchiger als der Buchen-Speitäubling. Er bleicht auch gerne nach Weiß, Creme oder Gelblich aus.
Der Birken-Speitäubling Russula betularum ist sehr klein und gebrechlich und geht eine Mykorrhiza mit Birken ein. Er bleicht meist in Richtung Weiß aus.

Anmerkungen zur Verwendung von Reagenzien :
Eisensulfat und Guajak tupft man am besten auf das obere Stielfleisch auf. Dort sind die Farbreaktionen am deutlichsten. Die Stielrinde, wie in der Literatur manchmal vorgeschlagen, reagiert deutlich schwächer. Für die Guajaktinktur hat sich eine 5-prozentige Lösung in 80-prozentigem Ethanol bewährt. Als Einwirkzeit, nach der man die Reaktion beurteilt, haben sich 10 Sekunden bewährt. Die manchmal vorgeschlagenen 5 Sekunden sind meines Erachtens zu kurz, sowohl zum Beobachten als auch zum Fotografieren.

Weiterführende Literatur:

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Bernd Miggel.
Zuletzt aktualisiert am 3. November 2021