Russula torulosa

Gedrungener Täubling, Wolfstäubling

Bres. 1929
Familie: Russulaceae
© Bernd Miggel
torulosa = kleinwulstig
Reifer Fruchtkörper am Standort

Im Spätherbst 2019 hatte ich das Glück, in meinem Pilzkartierungsgebiet NSG Essigberg den Gedrungenen Täubling Russula torulosa mehrfach zu finden. Diese recht seltene Art wuchs an mehreren Stellen in der Wacholderheide und im umgebenden Waldgürtel an hellen, teilweise sonnenbeschienenen Plätzen. Es handelt es sich dort um Pararendzina-Böden über Unterem Muschelkalk, also um gut durchlässige, basenreiche, warme Böden. Am gleichen Standort findet man z.B. den Weinroten Kiefernreizker Lactarius sanguifluus und den Satansröhrling Boletus satanas. Der typische Wuchsort unserer Art ist, wenn man diese Funde zu Grunde legt, ein lichter Wald oder eine baumbestandendene Heidelandschaft mit warmen, gut durchlässigen, basenreichen Böden. Als Mykorrhizapartner ist die Kiefer anzusehen.

Blick auf die recht hellen, sehr gleichmäßigen Lamellen -- Hutoberseite

Bei Russula torulosa handelt es sich um eine mittelgroße Art. Hüte der vorgefundenen Fruchtkörper ca. 8 cm im Durchmesser, reif ausgebreitet und mittig leicht vertieft, matt glänzend, feucht etwas klebrig, ungezont, Rand ungerieft. Von der Farbe her rotviolett (nach K & W etwa 14A4 purpurrosa), dabei etwas fleckig und mittig dunkler. Die Huthaut ist nur am Rand dünn abziehbar. Der Stiel ist zylindrisch bis leicht keulig, immer kürzer als der Hutdurchmesser, stämmig, längsadrig, etwa in der Farbe des Hutes, bei den gefundenen Exemplaren jedoch deutlich heller. Die Lamellen sind sehr gleichmäßig, dünn, am Rand zuweilen mit Lamelletten untermischt, in Stielnähe häufig gegabelt, hell cremefarben, am Rand etwas bauchig und am Stielansatz schwach herablaufend. Die Schneide ist gleichfarbig mit der Fläche, glattrandig. Das Fleisch ist fest, weißlich, fast geruchlos, deutlich scharf schmeckend, jedoch nicht brennend scharf.

Sporenpulver cremefarben, nach der Farbtafel von Romagnesi etwa IIc.

Mikromerkmale: Ein Huthaut-Quetschpräparat der Epikutis in Sulfovanillin zeigt unmittelbar die sehr zahlreichen Pileozystiden. Sie sind unizellular, sehr lang, zylindrisch bis schwach keulig und färben sich in diesem Medium deutlich schwarz an.

Sporen -- Pileozystiden der Huthaut
REM-Fotos: Stefan Diller (REM = Rasterelektronenmikroskop)

Die Sporen sind ellipsoid, warzig-gratig-teilnetzig, die Ornamentation ist bis 0,55 µm hoch. Ornamentation und Hilarfleck sind stark amyloid, färben sich also in Melzers Reagenz stark blauschwarz bis schwarz an. Mittlere Sporenwerte (es wird das 95 % Vertrauensintervall zu Grunde gelegt): LxB(av) 8.1-8.5 x 6.6-6.8 µm, Q(av) 1.21-1.27, V(av) 183-205 µm3. Hierin sind Q = Schlankheitsgrad = Länge / Breite, V = Volumen, av = Durchschnittswert (average).

Geschmack Sporenpulver Abziehbarkeit der Huthaut Chemische Reaktion mit FeSO4
scharf hell creme nur wenig am Rand blass rosa

Zusammenfassung: Russula torulosa ist ein mittelgroßer, scharf schmeckender, obstig riechender Täubling bei Kiefern, Fichten und Tannen auf basenreichen, warmen Böden, mit violettem Hut, hellcremefarbenen Lamellen und violettem Stiel. NH3-Reaktion negativ. Sporenpulver creme. Sporen ellipsoid, gratig-teilnetzig.

Belege (Exsikkate) sind hinterlegt im Fungarium KR (Staatl. Museum für Naturkunde Karlsruhe)

Ähnliche Arten: Russula queletii (Stachelbeertäubling) und Russula sardonia (Zitronenblättriger Täubling) sind ebenfalls scharf schmeckende Arten bei Nadelbäumen mit violettem Hut und Stiel.

Weiterführende Literatur:

  • GALLI, R. (1996): Le Russule: 256-257. – Edinatura, Milano
  • KRÄNZLIN, F. (2005): Kränzlin: Pilze der Schweiz Band 6, Russulaceae: Nr. 205. – Verlag Mykologia, Luzern
  • K & W: KORNERUP, A. & WANSCHER, J.H. (1981): Taschenlexikon der Farben. – Muster-Schmidt, Göttingen
  • MONEDERO, C. (2012): El Género Russula en la Península Ibérica: 234-235. – Centro de Estudios Micólogicos de Euskadi
  • SARNARI, M. (1998): Monografia illustrata del Genere Russula in Europa, Tomo Primo: 645-650. – AMB, Terni
  • https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=40951.msg301659#msg301659
Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Bernd Miggel.
Zuletzt aktualisiert am 19. Juni 2021