Sistotrema confluens
Kreiselförmiger Schütterzahn
Allen Kritikern, die mir die Veröffentlichung eines schlechten Fotos vorwerfen möchten: so und nicht anders sieht der Pilz aus. Ich habe mehr als ein Dutzend Aufnahmen gemacht und das ist noch die beste. Hinzu kommt, dass feinfilzige (dazu noch weiße!) Oberflächen besonders schwer zu fotografieren sind. Sie erwecken den Anschein von Unschärfe. Aber auch dieses Detail ist naturgetreu wiedergegeben.
Ein schöner Pilz ist der Schütterzahn wahrlich nicht. Kaum ein Auge wird sich an ihm erfreuen. Sein Aussehen erinnert an einen gezogenen Backenzahn und könnte vielleicht das Interesse von Zahnärzten wecken. Darauf deuten auch seine deutschen Namen hin: Kreiselförmiger oder Gestielter Schütterzahn.
Nach diesem Vorwort sollen sachliche Informationen folgen. Zum Zeitpunkt meines bisher einzigen Fundes und in der heute noch oft benutzten Literatur (Breitenbach & Kränzlin: Pilze der Schweiz, Krieglsteiner: Großplze Baden-Württembergs) gehört unser Schütterzehn zu den Rinden- und Schichtpilzen, einer in Auflösung begriffenen „Sammelfamilie“ Corticiaceae s. l., in der er eine bemerkenswerte Ausnahme darstellt: er ist nicht resupinat, sondern bildet gestielte Fruchtkörper mit merulioidem Hymenophor und wächst auf blanker Erde, nicht an Holz. Lt. Index Fungorum wird er jetzt in der 1826 von Chevallier beschriebenen Familie Hydnaceae geführt.
Am meinem Fundort (Martinsee bei Heusenstamm, 26.10.2005) standen an einem wenig begangenen Weg entlang eines Kiefernbestandes auf einer Länge von mehreren Metern ca. 50 teilweise miteinander verwachsene Exemplare mit Durchmessern von bis zu 3,5 cm. Manche sahen aus wie ein einziges Konglomerat mit mehreren Beinen. Das am konisch zugespitzten Stiel herablaufende Hymenophor habe ich als stachelig bis zerschlitzt porig beschrieben, die Sporenfarbe war weiß, die Sporen waren mit 4 – 5 x 2,5 µm sehr klein.
Die Bestimmung gelang telefonisch. Günter Sturm kannte die Art von einer eigenen Aufsammlung bei Waldacker (TK 5918.4.4, 13.10.1998) und konnte sie anhand meiner Beschreibung benennen. Sehr auffällig war der unangenehme aufdringliche Geruch, der als jodartig oder „nach Krankenhaus oder Apothekerschrank“ beschrieben wird. Die Art ist extrem selten und gilt z. B. in Baden-Württemberg als massiv bedroht, obwohl sie keine besonderen Ansprüche stellt und sich mit nährstoffarmen Sandböden begnügt. Im Rhein-Main-Gebiet ist sie mit 6 Fundpunkten (Verbeitungsatlas, Krieglsteiner 1991) erstaunlich gut vertreten.