Stereum hirsutum
Striegeliger Schichtpilz
Schichtpilze besitzen ein glattes bis runzeliges Hymenium (Fruchtschicht), sie wachsen resupinat (dem Substrat krustenförmig aufgewachsen) bis pileat (abstehende Hütchen bildend) an Holz, bestehen aus Skeletthyphen und haben daher eine lederige bis holzig-zähe Konsistenz. Der Striegelige Schichtpilz gehört zu den effus-reflex wachsenden Arten und bildet deutlich vom Substrat abstehende Hutkanten, die dachziegelig oder in längeren welligen Reihen angeordnet und gelb bis gelb-orange gefärbt sind. Die Oberseite der Hütchen besteht aus einem Haarfilz aus miteinander verklebten Hyphen, der durch eine im Schnitt mit der Lupe sichtbaren rotbraunen Linie vom Fruchtfleisch (Cortex) getrennt ist.
Der Striegelige Schichtpilz ist einer der häufigsten Baumpilze überhaupt. Man bekommt ihn wohl in jedem Laubwald zu sehen. Er gehört zu den Erstbesiedlern von Totholz, findet sich gern auf der Rinde gefällter Eichenstämme, aber auch an abgestorbenen Ästen und Stümpfen nahezu aller Laubbaumarten wie auch an im Freien verbautem Holz (Zaunpfähle, Waldbänke, etc.). Im befallenen Holz erzeugt er als Saprobiont oder Schwächeparasit eine intensive Weißfäule. Der Pilz ist einjährig und kann auch frostige Winter schadlos überstehen.
Belege (Exsikkate) sind hinterlegt im Fungarium KR (Staatl. Museum für Naturkunde Karlsruhe)
Der Name Schichtpilz erklärt sich durch die Zuwachsschichten, die man im Anschnitt mit der Lupe erkennen und zählen kann. Mit etwas Erfahrung sind die Arten der Gattung schon optisch recht gut zu unterscheiden, vorausgesetzt, man hat frisch gewachsene Exemplare zur Verfügung. Im Zweifelsfall hilft eine Lupe weiter, um die Schichten genauer zu differenzieren und zu zählen. Mit dem Schlüssel von Bernd Miggel sollten die sieben in Deutschland vorkommenden Arten gut unterschieden werden können. Das nachfolgende Foto zeigt die Schichtung beim Striegeligen Schichtpilz.
Schlüssel für mitteleuropäische Stereum-Arten von Bernd Miggel
1 | Fruchtschicht beim Reiben mit feuchtem Finger deutlich blutend (rot, rötlich) | 2 |
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1* | Fruchtschicht beim Reiben nicht rötend | 4 |
2 | Fruchtkörper auf Laubholz | 3 |
2* | Fruchtkörper auf Nadelholz (meist Fichte) | Stereum sanguinolentum |
3 | Resupinat, mit schmaler, kaum abstehender Hutkante, große Flächen überziehend, bevorzugt an Hasel | S. rugosum |
3* | Effuso-reflex mit deutlich abstehenden Hutkanten (1-2 cm), auffallend gekräuselt, fast nur an Eiche | S. gausapatum |
4 | Cortex vorhanden (dunkle Linie unter dem Tomentum) | 5 |
4* | Cortex fehlend, Oberseite striegelig, an dünnen Ästchen, meist von Eiche | S. rameale |
5 | Oberseite striegelig, zottig behaart, frisches Hymenium orangegelb, sehr häufige Art, bevorzugt an Eiche und Buche, effuso-reflex | S. hirsutum |
5* | Oberseite nicht striegelig, lediglich samtig filzig, frisches Hymenium nicht orangegelb, basal oft stielförmig zusammengezogen, pileat, fächerförmig | 6 |
6 | Hutoberfläche braun bis schwarzbraun, ungleichmäßig filzig, mit Acanthozystiden | S. ostrea (=S. insignitum |
6* | Hutoberfläche jung ockerbraun, gleichmäßig filzig, ohne Acanthozystiden | S. subtomentosum |
Nomenklatorisch interessant: Der Striegelige Schichtpilz wurde bereits im Jahr 1800 von Christian Hendrik Persoon mit dem noch heute gültigen Taxon beschrieben. Andere frühe Mykologen hatten ihn danach in Gattungen wie Auricularia, Helvella, Thelephora und sogar bei Boletus unterzubringen versucht, verständlicherweise ohne sich damit durchsetzen zu können.
Weiterführende Literatur:
- MIGGEL, B. (2008): Die Schichtpilze der Gattung Stereum Pers. ex S. F. Gray 1821. Südwestdeutsche Pilzrundschau 44/2, S. 49-60
- https://de.wikipedia.org/wiki/Striegeliger_Schichtpilz