Stropharia aurantiaca
Orangeroter Träuschling
Als Ende der 1980er Jahre die Kartierung für Krieglsteiners Verbreitungsatlas abgeschlossen wurde, war der Orangerote Träuschling nicht nur in Deutschland eine exotische Rarität und in den meisten Bundesländern noch unbekannt. Die überwiegende Mehrzahl der 29 verzeichneten deutschen Fundpunkte konzentrierten sich im Nordwesten von Nordrhein-Westfalen.
In England ist der Pilz erstmals 1883, in den Niederlanden 1965 und in Frankreich 1968 beobachtet worden. Den deutschen Erstfund publizierten M. und H. Engel 1970 in den Westfälischen Pilzbriefen. Sie hatten den ihnen unbekannten Pilz 1968 und 1969 an zwei Stellen im Stadtpark von Hamburg entdeckt. Da die Art in der damals zugänglichen Bestimmungsliteratur nicht aufgeführt war, ergaben sich Probleme bei der Identifikation. Ungeklärt war auch seine Herkunft. Zum europäischen Erstfund in Großbritannien passt natürlich die Vermutung, dass er aus Australien eingeschleppt worden sein könnte, gab es doch schon im 19. Jahrhundert rege Kontakte zwischen diesen Ländern. In der Tat ist auf dem südlichen Kontinent eine 1891 als Psilocybe ceres beschriebene Art heimisch, die dem Orangeroten Träuschling gleicht.
Heute ist der hübsche Pilz auch in einigen populären Pilzbüchern abgebildet und beschrieben und es gibt kaum noch einen aufmerksamen Pilzfreund, der diesen farbenprächtigen, dunkel orange- bis blutroten Träuschling nicht schon gesehen hat. Als Folge der modernen gärtnerischen Praxis, Bodenflächen mit Rindenmulch und Holzhäcksel zu belegen, haben etliche Pilzarten das neue Substratangebot angenommen und sich vor allem in bewohnten Arealen stark ausgebreitet. Zu diesen gehört auch der Orangerote Träuschling. So war es keine Überraschung, als wir bei einer vhs-Exkursion bei Waldacker auf einer mit Rindenmulch und Gartenabfällen aufgeschütteten Fläche einen ganzen Trupp dieses Pilzes fanden. Aufgrund seiner Farbe ist er eigentlich unverwechselbar.
In Dietzenbach am Steinkautenweg befindet sich zwischen der S-Bahntrasse und dem östlichen Gewerbegebiet eine größere Brachfläche, die 2001 zum Teil mit Holzhäckseln bedeckt war. Diesen Standort teilten sich etliche Orangerote Träuschlinge mit Kugelschnellern (Sphaerobolus stellatus), Dung- und Tiegel-Teuerlingen (Cyathus stercoreus, Crucibulum laeve). Von letzterem ist eine große Anzahl als gelbliche Kügelchen auf dem Foto zu sehen. Es mögen einige Tausend gewesen sein, die sich hier gesellig, rasig oder in gedrängten Nestern auf dem vermodernden Substrat angesiedelt hatten. Die Anzahl der fruktifizierenden Orangeträuschlinge schätzte ich auf über hundert.