Tuber aestivum

Sommertrüffel

(Wulfen) Spreng. 1827
Familie: Tuberaceae
© Dieter Gewalt
aestivum = sommerlich
Trüffelfund in Frankfurt-Rödelheim - 21. Juli 2016: Ein Kamerateam des Hessischen Rundfunks vor Ort

Die Sommertrüffel ist gekennzeichnet durch ihre schwarzbraune bis schwarze Rinde, die aus 5- bis 6-eckigen, groben, pyramidenförmigen Höckern zusammengesetzt ist. Im Anschnitt zeigt sich das graubraune, von weißlichen Adern gesprenkelte und wie marmoriert erscheinende Fruchtfleisch. Der Geruch ist angenehm aromatisch, im Alter jedoch unangenehm teerartig. Der Pilz bildet Mykorrhiza mit Laub-, seltener mit Nadelbäumen und scheint kalkhaltige Böden zu benötigen. Die Sporen sind stachelig.

Die Sommertrüffel gilt als selten und wird in den Roten Listen in der Kategorie RL=1 (vom Aussterben bedroht) geführt, darf also unter keinen Umständen gesammelt werden. Funde in privaten Grundstücken fallen selbstverständlich nicht unter diesen strengen Schutz. Das Sammelverbot wie auch die Rote-Liste-Einstufung werden allerdings von einigen Pilzsachverständigen als unrealistisch eingeschätzt. Sie gehen davon aus, dass die Sommertrüffel durchaus häufig vorkommt und wegen ihres unterirdischen Wachstums nur nicht gesehen wird. Im Internet ist eine “alternative” Verbreitungskarte veröffentlicht worden, die ein völlig anderes Bild als das der offiziellen Naturschützer zeigt.

Die Pilzfreunde der Rhein-Main-FundGroup habe ich mit einer scherzhaft formuierten Mail auf den Fernsehbeitrag mit dem Titel “Schatz im Garten” hingewiesen:

Liebe Pilzfreunde, unsere nächste Pilzexkursion findet im Garten von J. L. in Frankfurt-Rödelheim statt. Bitte Schaufeln, Hacken und Spaten mitbringen.”

Doch Spaß beiseite: tatsächlich wird Herr L. zum glücklichen Trüffelschwein, als er plötzlich seltsame Knollen im heimischen Garten findet. Es ist nun schon der zweite Trüffelfund im Frankfurter Stadtgebiet, und über beide hat der Hessische Rundfunk in seiner Sendereihe Maintower berichtet.

Alternative Verbreitungskarte der Sommertrüffel -- Die Rödelheimer Trüffeln

Die Geschichte des ersten begann am Sonntag, dem 13. Juli 2014. Die Mail, die ich um 22:38 Uhr erhielt, entpuppte sich schnell als besonderes High Light:

Sehr geehrter Herr Gewalt, Ihre E-Mail Adresse habe ich aus Ihrer Website. Mit sehr viel Interesse gelesen… Ich benötige Ihr fachkundiges Wissen. Ich habe im Garten meiner Eltern einen Pilz gefunden. Ich vermute, es handelt sich um den ‘Sommertrüffel’, dennoch benötige ich Ihre fachliche Einschätzung. Wie, wann und wo kann ich bei Ihnen einen Termin erhalten? Kosten für Ihre Beratung? Reicht auch ein Bild aus? Mit freundlichen Grüßen J. P.”

Meine Antwort um 23:42 Uhr:

Sehr geehrter Herr P., versuchen wir es erst mal mit einem Bild. An die Trüffel glaube ich nicht, das wäre eine Sensation, eher schon ein Bovist.

Montag, 14.07.2014 um 00:48 Uhr:

Danke für die schnelle Antwort. Nein, ein Bovist ist es sicher nicht. Anbei das Bild.

Meine Antwort um 07:08 Uhr:

Wow! Das ist in der Tat eine echte Trüffel, durchaus möglich, dass es sich um die Sommertrüffel handelt. Ich habe bisher noch nie echte Trüffeln gefunden und würde mich gern mit Ihnen telefonisch über den Fund unterhalten. Sie erreichen mich unter …

Die Preungesheimer Sommertrüffeln -- Ortstermin mit Herrn P. und dem Hessenfernsehen

Das Telefongespräch fand noch am selben Abend statt und setzte Unvorhergesehenes in Gang. Als ich am Dienstag zum vereinbarten Ortstermin im Garten von J. P. in Frankfurt-Preungesheim erschien, konnte ich nicht nur bestätigen, dass es sich tatsächlich um die Sommertrüffel (Tuber aestivalis) handelt, ich war auch nicht der einzige Besucher. Herr P. fand seinen Fund interessant genug, um den Hessischen Rundfunk zu informieren, der sofort einen Reporter mit Kamerateam losschickte. Noch am selben Abend erschien der Bericht in der aktuellen Sendereihe “Maintower”.

Herr P. bei der fürs Fernsehen simulierten Gartenarbeit -- Die Fundstelle

Das TV-Team begleitete Herrn P. noch in die Kleinmarkthalle, um die Expertise einer Fachverkäuferin einzuholen. Deren Urteil: unsere Sommertrüffel gehört nicht zu den wertvollsten. Ihr Kilopreis liegt bei “nur” 1.600 Euro.

Die Geschichte der Frankfurter Trüffelfunde ist damit noch nicht zu Ende. Am 2. April 2022 entdeckte auch Hendrik Cremer in seinem Vorgarten im Stadtteil Eschersheim die begehrten Knollen. Wenn man bedenkt, dass es sich in allen drei dokumentierten Fällen um Zufallsfunde handelt und die Finder auch noch den richtigen Verdacht hatten, darf man vermuten, dass es in Frankfurts Untergrund sehr viele Sommertrüffeln geben könnte.

Fotos: Hendrik Cremer

Zum Thema Trüffel ist auch eine grammatikalische Besonderheit erwähnenswert: Bei ihm oder ihr ist sowohl das maskuline wie das feminine Geschlecht zulässig, also der oder die Trüffel.

Und noch eine Meldung, die ich im Internet gefunden habe: In der chinesischen Sonderverwaltungszone Macau hat Kasino-Tycoon Stanley Ho für den Rekordpreis von 250 000 Euro zwei weiße Trüffeln aus Italien ersteigert: Die eine wog fast ein Kilo, die andere ein halbes.

Weiterführende Literatur:

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Dieter Gewalt.
Zuletzt aktualisiert am 10. April 2021