Tulostoma fimbriatum
Gewimperter Stielbovist
Frage an alle Besucher dieser Seite: Würde man in diesem “Biotop” (oben links) nach Pilzen Ausschau halten? Es handelt sich um eine mit Gittern abgesicherte Baustelle an der Rodgaustraße in Dietzenbach. Schaut man sehr genau hin, ist am unteren Bildrand links neben der Bordsteinkante ein Halbkreis mit helleren Flecken zu erkennen. Das sind einige von mehr als zwei Dutzend Fruchtkörpern des Gewimperten Stielbovists, die sich hier eingefunden hatten. Es scheint, als würde sich unser Pilz gerade an solchen unwirtlichen Standorten wohlfühlen.
Nach derzeitigem Wissensstand ist die Gattung Tulostoma in Deutschland mit 14 Arten (inkl. 3 Varietäten) vertreten, die nicht leicht zu bestimmen sind. Die meisten gelten als selten, einige sind bisher nur von einer einzigen Fundstelle bekannt. Lediglich zwei Arten sind etwas häufiger. Ein wichtiges Unterscheidungskriterium ist lt. Schlüssel von Specht & Schubert die Form der Sporenauslassöffnung. Sie kann kurz zylindrisch und zitzenförmig oder flach kegel- bis kreisförmig sowie glatt bis gezähnelt sein. Bei unserem Fund vom 21.10.2019 im Carré an der Dietzenbacher Rodgaustraße war sie eher flach kegelförmig mit deutlich gewelltem Rand, zudem (mit Lupe sichtbar) fein bewimpert. Auch die warzigen Sporen passten zu Tulostoma fimbriatum, wobei bei allen der ca. 30 Fruchtkörper die Kopfteile deutlich kleiner als 15 mm waren (= var. fimbriatum).
Der Gewimperte Stielbovist wurde schon einmal im Stadtgebiet von Dietzenbach gefunden: am 17.10.2004 nur etwa 500 m entfernt am Rand des Hessentagsparks, am geschotterten Rand eines Fußgängertreppchens.
Es mag manchem Pilzfreund schwer nachvollziehbar sein, dass der Gewimperte Stielbovist zur Verwandtschaft der Champignons (Agaricaceae) gehört.
Weiterführende Literatur:
- Peter Specht & Hartmut Schubert: Seltene Gasteromyceten in Deutschland II - Tulostoma pulchellum var. pulchellum, darin enthalten Schlüssel für die Gattung Tulostoma in Deutschland, Zeitschrift fürMykologie 78/2 (2012), S. 186-188