Urocystis colchici

Herbstzeitlosen-Brandpilz

(Schltdl.) Rabenh. 1861
Familie: Urocystidaceae
© Hermine Lotz-Winter
Synonym: Tuburcinia colchicii
Colchicum autumnale = Herbstzeitlose
Herbstzeitlosenblatt mit Brandsporenlagern

Dieses Herbstzeitlosenblatt weist eine Besonderheit auf. Es ist mit einem Brandpilz infiziert, der so selten ist, dass es sich lohnt, zu diesem Fund ein paar Zeilen zu schreiben.

Die große Herbstzeitlosenwiese an der Nordseite der B486 an der Mönchbruchmühle ist vielen Naturfreunden im Rhein-Main-Gebiet bekannt. Während im Herbst zahllose Blüten das Ende der schönen Jahreszeit anzeigen, wachsen die kräftigen, großen Blätter der Pflanze erst im Frühling und umgeben den für eine so zart wirkende Pflanze erstaunlich massiven Fruchtknoten. Dass die Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) eine unserer giftigsten Pflanzen ist, sei nur am Rande erwähnt.

Einer der Phytoparasiten der Herbstzeitlose ist der seltene Brandpilz Urocystis colchici. Aufgrund eines Hinweises von Dr. Lothar Krieglsteiner, der diesen seltenen Pilz ebenfalls im Frühling 2010 sowohl auf der Schwäbischen Alb als auch in der Rhön gefunden hatte, wurde gezielt danach gesucht. Lediglich ein infiziertes Blatt konnte im Randbereich des sehr großen Herbstzeitlosenbestandes gefunden werden.

Brandpilze gehören einer eigenen Unterabteilung der Basidiomyzeten an (Ustilaginomycotina). Sie besitzen septierte Basidien von Pilzen, an denen die Sporen gebildet werden. Im Gegensatz zu den meisten ebenfalls phytoparasitischen Rostpilzen führen sie keinen Wirtswechsel durch und bilden nicht so unterschiedliche Sporenformen. Eigentliche Fruchtkörper werden nicht gebildet. Neben fädigen Hyphen im Pflanzensubstrat werden hefeartige Stadien gebildet. Diese werden vor allem in Kultur beobachtet. Die reifen „Brandsporen“ entwickeln sich in Sporenlagern zunächst unter der Epidermis, die aufreißt und die Brandsporen in die Umgebung entlässt. Die Pflanze sieht durch die dunklen Sporenmassen aus wie verbrannt.

Urocystis colchici gilt in ganz Deutschland als selten. In der Roten Liste der phytoparasitischen Pilze Deutschlands von 1996 hat dieser Brand den Gefährdungsstatus 3.

Sporen des Brandpilzes, die eine Besonderheit aufweisen: sie sind mit sterilen, luftgefüllten Randzellen ausgestattet, die ihre Verbreitung durch Wind erleichtern

Weiterführende Literatur:

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Hermine Lotz-Winter.
Zuletzt aktualisiert am 19. August 2020