Amanita caesarea

Kaiserling

(Scop.) Pers. 1801
Familie: Amanitaceae
© Dieter Gewalt
caesarea = kaiserlich

Die erste Begegnung mit dem Kaiserling hatte ich im Sommer 1968. Während einer Fahrt zur Côte d´Azur legten wir im Rhônetal eine Rast ein, bei der meine Frau Pilze fand, die laut ihrer Beschreibung wie Fliegenpilze aber doch irgendwie anders aussahen. Da mir der Kaiserling aus meiner Literatur ein Begriff war, stellte die korrekte Bestimmung kein Problem dar. In unserem Domizil bereiteten wir aus ihnen ein Pilzgericht zu, das allen Lobpreisungen für den Geschmackswert des Kaiserlings gerecht wurde.

Meine zweite Begegnung erlebte ich im Herbst 2003 in Wiesbaden. Mitten in der Stadt liegt ein Parkgelände, das unter dem Namen „Unter den Eichen“ bei einigen Pilzfreunden einen geradezu legendären Ruf hat. Hier sind dank klimatisch begünstigter Lage und ökologischer Besonderheiten zahlreiche bemerkenswerte Pilzarten heimisch, darunter auch Raritäten wie Satansröhrling, Leuchtender Ölbaumpilz und last not least – der Kaiserling. Bei meinem Fototermin machten die vorgefundenen Exemplare schon einen etwas mitgenommenen Eindruck, wie das oben stehende Foto verrät. Thomas Lehr hatte drei Jahre später mehr Glück. Er fand drei blutjunge Kaiserlinge in geradezu optimalem Entwicklungsstadium (Foto weiter unten) und schrieb für den Fundkorb nachfolgenden Bericht:

„Obwohl ich den Wiesbadener Park jetzt seit mehr als drei Jahren ziemlich regelmäßig begehe, ist er immer wieder für eine Überraschung gut. Nach einer ganzen Reihe von seltenen Dickröhrlings-, Täublings- und Milchlingsarten kam im Herbst 2003 eine weitere Rarität, diesmal aus der Gattung Amanita, hinzu: der bekannte Kaiserling. Obwohl die drei Fruchtkörper nicht mehr die frischesten waren, ließ sich der markante Pilz eindeutig ansprechen. Der orangerote, gelblich ausblassende Hut mit dem deutlich gerieften Rand, die gelben Lamellen, der ebenfalls gelbe Stiel und die sackartige, lappige Scheide unterscheiden den Kaiserling eindeutig von allen „Doppelgängern“. Es ist bezeichnend, dass die in Deutschland ohnehin nur sporadisch erscheinende Art in einem Jahr aufgetaucht ist, in dem die Witterungsbedingungen mit dem langen, sehr heißen und trockenen Sommer Mittelmeerverhältnisse im Rhein Main-Gebiet vorgetäuscht haben.“

Laut Verbreitungsatlas (Krieglsteiner, 1991) gibt es in der Rhein-Main-Ebene drei weitere Nachweise für diese faszinierende Art. Eine mir per Mail zugegangene Fundmeldung aus dem Main-Kinzig-Kreis konnte weder durch Fotos noch durch Eksikkate belegt werden.

Weiterführende Literatur:

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Dieter Gewalt.
Zuletzt aktualisiert am 24. Juli 2020