Amanita ceciliae

Riesen-Scheidenstreifling

(Berk. & Broome) Bas 1984
Familie: Amanitaceae
© Bernd Miggel
ceciliae = ?

Betritt man im Spätherbst nach lang anhaltender, feuchtwarmer Witterung einen Laubwald auf Kalkboden, dann kann man manchmal ins Schwärmen geraten: Der Wald „explodiert“ geradezu vor lauter Pilzen. So erging es auch uns, den Mitgliedern des Hornberger Mykologischen Arbeitskreises, als wir am 1. November 2022 einen solchen Wald im südlichen Kraichgau in Baden-Württemberg betraten. Ein besonders eindrucksvoller Fund war der hier vorgestellte Scheidenstreifling, der in vielen Exemplaren, einzeln oder in Gruppen, wuchs.

Der Doppeltbescheidete oder Riesen-Scheidenstreifling liebt basenreiche Böden, z.B. Lehmböden über Muschelkalk, und geht eine Mykorrhiza überwiegend mit Laubbäumen, wie z.B. Eichen, Rotbuchen, Hainbuchen, ein.

Was beim Anblick eines Fruchtkörpers ins Auge fällt, ist die für einen Scheidenstreifling beträchtliche Größe. Ähnlich den Riesenschirmlingen entwickelt sich der Fruchtkörper aus einem anfänglichen „Paukenschlegel-Stadium“ und schirmt dann weit auf. Dabei können die Hüte durchaus 15 cm Hutdurchmesser erreichen. Die Fruchtkörper saßen nur sehr locker im Boden, so dass sie fast schon bei Berührung umfielen. Die Stiele sind bis 20 x 3 cm groß und stämmig. Die Hutfarbe reicht von gelbbraun über graubraun und olivbraun bis olivgelb, olivgrün und erinnert farblich an Grüne Knollenblätterpilze. Die Hüte sind mit plackenartigen Hüllresten bedeckt, die anfangs weißlich sind und sich später grau bis dunkelgrau verfärben. Die Stiele sind genattert, anfangs hell bräunlich, später grau. Sie sind typischerweise basal mit mehreren grauen Volvabändern versehen. Daher rührt auch der Name „Doppeltbescheideter Riesenstreifling”. Die Lamellen sind weiß, breit, dünn, dichtstehend, weich und am Stiel schmal angeheftet.

Mikroskopische Merkmale des Fundes:
Ein wichtiges Merkmal bei der Artbestimmung der Scheidenstreiflinge ist der mikroskopische Aufbau der Volva. Bei der hier beschriebenen Art besteht sie fast nur aus rundlichen Zellen mit 25-50 µm Durchmesser, den sogen. “Sphärozysten”, und nur wenigen, 3-4 µm breiten Hyphen. Diesen “schwammartigen” Aufbau erkennt man bereits, wenn man ein winziges Volvastückchen im Stereomikroskop betrachtet: Es sieht wie Schaumstoff aus. Die wenigen Hyphen können die Volva nur in beschränktem Maße zusammenhalten.

Aufbau der Volva, präpariert in SDS-Kongorot

Die Sporen sind kugelig, glatt, dünnwandig und mit kurzen Sterigmen versehen und besitzen beim Fund Durchmesser zwischen 9 und 12 µm, liegen also im Vergleich mit der Literatur in der Größe an der unteren Grenze bzw. leicht darunter.

Sporen, präpariert in Phloxin

Verwechslungsmöglichkeiten: Der Ockergraue Riesenstreifling Amanita lividopallescens ist in der Fruchtkörpergröße und auch im Habitat vergleichbar. Seine Volva ist allerding wesentlich fester. Sie präsentiert sich als bis zu 6 cm hohe, lappige, weißliche bis hellbräunliche, mitunter rostfleckige Scheide, in die der Stiel wie eingepfropft erscheint. Mikroskopisch besteht die Volva überwiegend aus Hyphen; Sphärozysten sind anteilig weniger vorhanden.

Belege (Exsikkate) sind hinterlegt in den Fungarien KR (Staatl. Museum für Naturkunde Karlsruhe), STU (Staatl. Museum für Naturkunde Stuttgart), TUF (Universität Tartu, Estland)

Weiterführende Literatur:

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Bernd Miggel.
Zuletzt aktualisiert am 4. November 2022