Boletus junquilleus

Falscher Schwefelröhrling

(Quél.) Boud. 1906
Familie: Boletaceae
© Dieter Gewalt
Neuer Name: Sutorius junquilleus
junquilleus = narzissengelb

Diesen Dickröhrling als Hexenröhrling oder als Varietät vom Flockenstieligen (Boletus erythropus) zu bezeichnen, erscheint mir schwer nachvollziehbar. Mit diesem hat er zwar stark blauendes Fleisch gemein, aber weder rote Poren noch einen braunen Hut. Vorherrschend sind gelbliche oder gelborangene Farben, und das ist wohl sein wichtigstes Erkennungsmerkmal.

Der Falsche Schwefelröhrling ist ein sehr seltener Laubwaldpilz, der bevorzugt bei Buchen wächst. Ich habe ihn nur ein einziges Mal gefunden, am 31. Juli 2011 im Mörsbacher Grund bei Messel (Südhessen). In der unmittelbaren Umgebung standen mehrere Flockenstielige Hexenröhrlinge (Boletus erythropus). Standortfotos wurden nicht gemacht, auch nicht beim hier abgebildeten Exemplar, einem Fund von Lars Bartels in der Nähe von Bad Orb, das mir am 24 Juli 2021 zur Bestimmung gebracht worden war.

Im Oktober 2018 im Odenwald gefunden und fotografiert von Frank Kaster

Aufgrund seiner Seltenheit und des nicht gerade ansprechenden Aussehens dürfte er nur sehr selten einmal in einer Pfanne gelandet sein und entsprechend vage sind seine Beurteilungen. Sie reichen von ungenießbar bis “so ähnlich wie die Hexen”.

Über seine taxonomische Zugehörigkeit wurde viel gestritten. Hier eine Auswahl an Namen, unter denen er schon beschrieben worden ist:
Boletus erythropus
Boletus erythropus var. junquilleus
Boletus luridiformis var. junquilleus
Neoboletus junquilleus
Neoboletus praestigiator (= Betrüger. Anmerkung: das ist zwar ziemlich hart formuliert, aber bei den Pilzen muss man auf alles gefasst sein, die foppen einem wo sie nur können)
Neoboletus pseudosulphureus
Dictypus junquilleus
Suillellus queletii fm. junquilleus

Als “echter” Schwefelröhrling gilt übrigens der noch seltenere Schwefelgelbe Holzröhrling Boletus sulphureus (neuer Name: Buchwaldoboletus hemitrichus).


Nachtrag:
Zwei Vorkommen in Niedersachsen: Den Falschen Schwefelröhrling Boletus junquilleus habe ich bisher zweimal gefunden: 2023 in der Lüneburger Heide bei Unterlüß, im November 2024 im Landkreis Gifhorn zwischen Sprakensehl und Weyhausen an einem Straßenrand. Zum Fund bei Gifhorn: In unmittelbarer Umgebung standen etliche Flockenstielige Hexenröhrlinge. Neben der Straße befand sich ein Mischwald mit Buchen, Birken, Eichen und Kiefern. Ich vermute, dass der Heidesandboden hier oberflächlich sauer ist, da etliche Heidelbeersträucher zu sehen waren.

2 Fotos von Verena Venske

Er schmeckt sehr gut, tatsächlich sehr ähnlich wie Hexenröhrlinge, aber etwas milder und nussiger. Da der Pilz so selten ist, werde ich ihn in Zukunft schonen, die Fundstelle aber in den kommenden Jahren gut im Auge behalten. (Verena Venske, Braunschweig)

Weiterführende Literatur:

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Dieter Gewalt.
Zuletzt aktualisiert am 6. August 2021