Boletus satanas
Satansröhrling
Die Furcht von Hobby-Pilzsammlern vor dem Satansröhrling ist groß aber unter praktischen Gesichtspunkten ziemlich unbegründet. Ein Grund: er kann zwar mehr oder weniger heftige Magen-Darmstörungen hervorrufen, hat in Deutschland aber noch keinen umgebracht. Ihn in der populären Pilzliteratur mit einem Totenkopf-Symbol zu versehen, erscheint mir reichlich übertrieben. Ein statistisch noch bedeutsamerer Grund: zu finden ist der Pilz mit dem teuflischen Namen vor allem in Pilzbüchern, in natura haben ihn nur die allerwenigsten schon einmal gesehen. Fundberichte beruhen meist auf Verwechslungen mit ähnlichen oder auch weniger ähnlichen Arten. Immer wieder wird der Schönfußröhrling (Boletus calopus) für einen Satansröhrling gehalten, aber auch die essbaren Hexenröhrlinge.
Der bisher einzige mir bekannte Standort des Satansröhrlings ist der Park „Unter den Eichen“ in Wiesbaden, in dem auch andere Raritäten wie Leuchtender Ölbaumpilz, Kaiserling und der Falsche Satansröhrling gesichtet wurden. Berichtet wurde er mir auch aus einem Parkgelände in Bad Homburg, vom Maunzenweiher bei Offenbach und aus dem NSG Mönchbruch.
Die dickfleischigen Hüte des Satansröhrlings erreichen Durchmesser von bis zu 25 cm und sind kalkweiß, bisweilen mit schmutzig grauen bis olivgrauen Tönen. Das weißlich graue bis hellgelbe Fleisch schmeckt mild, riecht neutral oder süßlich bis unangenehm (Bahnhofstoilette!), im Alter aasartig. Es verfärbt auf Druck leicht blaugrün, längst nicht so heftig blau wie bei den Hexenröhrlingen. Die Röhren sind jung gelblich, dann karmin- bis purpurrot und verfärben auf Druck ebenfalls leicht blaugrün. Der bauchige Stiel ist auf gelbem Grund rötlich gefärbt, im oberen Teil fein genetzt.
Satansröhrlinge bevorzugen kalkhaltige Böden an wärmebegünstigten Standorten. Mykorrhizapartner ist in erster Linie die Buche (Fagus sylvatica). Nachdem die sehr artenreiche Gattung der Dickröhrlinge in zahlreiche kleinere Gattungen aufgesplittet worden ist, gehört der Satansröhrling als Rubroboletus satanas zu den Purpurröhrlingen.
Der Satansröhrling war Pilz des Jahres 1999. Es lohnt sich, die aus diesem Anlass von der DGfM publizierte Darstellung aufzurufen. Link: https://www.dgfm-ev.de/pilz-des-jahres/1999-satansroehrling
Belege (Exsikkate) sind hinterlegt in den Fungarien KR (Staatl. Museum für Naturkunde Karlsruhe), STU (Staatl. Museum für Naturkunde Stuttgart), TUF (Universität Tartu, Estland)