Clitocybe acicola
Ockerbrauner Anistrichterling
Man findet immer wieder Pilze, die sich hartnäckig allen Bestimmungsversuchen widersetzen, insbesondere bei Leuten, die wie ich mit dem Mikroskop auf Kriegsfuß stehen. Während unserer Lorchelwanderung bei Waldacker (10.04.2016) hatten wir mehrfach einen kleinen Blätterpilz in der Hand und hielten ihn an unsere Nasen. Wegen seines deutlichen Anisgeruchs waren sich alle einig: der muss doch anhand dieses Merkmals leicht zu bestimmen sein. Pustekuchen!
Wenn Anisgeruch im Spiel ist, denkt man sofort an diverse Champignons, an Anistrichterlinge und den Aniszähling. Aufgrund der Größe und der herablaufenden Lamellen kam mir natürlich der Weiße Anistrichterling Clitocybe fragrans in den Sinn, doch die Farbe passte ebenso wenig wie die frühe Erscheinungszeit.
Als ich wenig später mit Hermine Lotz-Winter im gleichen Wald unterwegs war, fanden wir die ungeklärte Art wieder. Sie nahm einige Exemplare zum Mikroskopieren mit und lieferte mir prompt einen Namen: Clitocybe acicola. Also doch ein Trichterling! Den findet man aber kaum irgendwo in der Literatur, und das hat folgenden Grund: er wird von nahezu allen Autoren mit Clitocybe fragrans synonymisiert, also nicht als eigenständige Art anerkannt. Zu den Ausnahmen gehört Erhard Ludwig, der ihm auch einen deutschen Namen spendiert hat: Ockerbrauner Anistrichterling. Hätte der Verfasser des Pilzkompendiums unseren Fund in Händen gehabt, hätte er ihn sicher nicht ockerbraun genannt. Da bleiben also noch Ungereimtheiten, die ausgeräumt werden sollten.