Coprinopsis patouillardii
Eintags-Tintling
Bekanntlich sind Mist und Dung begehrte Substrate für coprophile Pilze. Um zu beobachten, welche Arten sich darauf entwickeln würden, habe ich in den 1980er Jahren größere Mengen Pferdeäpfel von verschiedenen, regelmäßig von Reitern benutzten Waldwegen in der Umgebung von Buchschlag in meinen Garten geholt. Schon bald erschienen die ersten, wenn auch sehr kurzlebigen Pilze: zuerst der Pferdemist-Tintling Coprinopsis radiata und später an anderer Stelle der Eintags-Tintling Coprinopsis patouillardii. Die Bestimmung nach Moser (Kleine Kryptogamenflora 1983) bereitete keine Schwierigkeiten, aber es stellte sich ein Kartierungsproblem. Für welches Rasterfeld sollten die „Funde“ gemeldet werden? Für das, welches in meinem Grundstück lag, oder das, aus dem die Pferdeäpfel geholt worden waren?
Im Juli 1998 wiederholte ich den Kultivierungsversuch an anderer Stelle. Da mir nach einem Umzug nach Dietzenbach kein Garten mehr zur Verfügung stand, wurden einige Pferdeäpfel in unbepflanzten Blumenkästen auf meinem Balkon deponiert. Sie stammten aus dem Lichteichenwald im Westen von Dietzenbach, in dessen unmittelbarer Nähe sich ein Reiterhof befindet. Es dauerte etwa drei Wochen, bis die ersten Eintags-Tintlinge erschienen und fotografiert werden konnten. Sinnvollerweise hat er inzwischen auch den Namen „Blumentopf-Tintling” erhalten. Da sowohl Reitwege, Reitstall als auch meine Wohnung im selben TK-Unterquadranten liegen, gab es diesmal keine Kartierungsprobleme.
Der Pilz ist in der Tat eine kurzlebige Art. Am Morgen erschienen sie mit länglich eiförmigen Köpfen, die bald aufschirmten, um zuletzt ihre Ränder nach oben zu biegen. Am nächsten Tag waren sie restlos verschwunden. Die zarten Hüte erreichen Durchmesser von 2,5 cm, sind jung weiß, später grauweiß mit gelbbräunlicher Mitte und bis fast zur Mitte deutlich gerieft. Im Laufe ihrer Entwicklung neigen sie kaum zum tintlingsartigen Zerfließen, sie verwelken eher. Die Fruchtkörper erscheinen vom Frühjahr bis in den späten Herbst auf Misthaufen, auf Dung von Pferden und anderen Pflanzenfressern. In Thailand fanden wir ihn mehrfach auf Elefantendung.