Coprinopsis romagnesiana
Braunschuppiger Tintling
Den Braunschuppigen Tintling könnte man als Doppelgänger des allseits bekannten und überall häufigen Faltentintlings bezeichnen. Im Gegensatz zu diesem ist er nur wenigen Pilzfreunden bekannt und Literaturangaben zufolge sehr selten. In Habitus und Erscheinungsbild sieht er in der Tat dem Faltentintling täuschend ähnlich. Seine wichtigsten Unterscheidungsmerkmale sind seine bräunlichen Hutfarben und die Schüppchen vor allem auf der Hutmitte.
Ich kenne ihn bisher lediglich von einer einzigen Fundstelle im Stadtgebiet von Frankfurt am Main und konnte ihn dank Karin Montag sofort zuordnen. Sie hatte ihn kurz zuvor in der ersten Ausgabe ihrer Pilzzeitschrift “Der Tintling” in Wort und Bild vorgestellt. Zu Standort und Ökologie stellte sie damals fest:
Der Pilz wuchs in der Ortsmitte auf einem vollsonnigen Parkplatz im Hochsommer nach einer Regenperiode in mäßig verkrauteter Roter Erde in unmittelbarer Nähe einer Laterne. Bei der Laterne handelt es sich um das zentrale öffentliche Hunde-WC.”
Frau Montag zog daraus den Schluss, dass der Pilz ganz bestimmte Stoffe zum Wachstum braucht, die vom Urin der Tiere geliefert werden. Ob dies beim Braunschuppigen Tintling zutrifft, ist wegen der spärlichen Fundbeschreibungen schwer zu beurteilen, wäre aber kein Sonderfall. So ist zum Beispiel vom Wurzenden Fälbling Hebeloma radicosum bekannt, dass er aus verlassenen uringetränkten Mäuselöchern herauswächst.
An meiner Fundstelle im Oktober 1997 in Frankfurt am Main am Wegrand neben einer S-Bahntrasse (TK 5818.1.3) war zwar keine Laterne zugegen, aber wie zur Bestätigung von Frau Montags Annahme kam gerade ein Spaziergänger vorbei, der seinen Hund Gassi führte und ihn ein Beinchen heben ließ. Ziemlich genau ein Jahr später wuchs an der gleichen Stelle wieder ein Büschel Braunschuppiger Tintlinge.