Cordyceps ophioglossoides

Zungenkernkeule

(J.F. Gmel.) Link 1818
Familie: Clavicipitaceae
© Dieter Gewalt
Neuer Name: Tolypocladium ophioglossoides
ophioglossoides = schlangenzungenähnlich

Beim Bestimmen von Kernkeulen ist es wichtig, ihren Wirt ausfindig zu machen. Verfolgt man die von der Zungenkernkeule ausgehenden, gelblichen Myzelstränge ins Erdreich, gelangt man bei behutsamer Vorgehensweise zu einer Hirschtrüffel. Hier parasitiert also ein Pilz auf einem anderen. Die befallene Hirschtrüffel (übrigens nicht verwandt und nicht verschwägert mit echten Trüffeln) kann sich nicht mehr bis zur Sporenreife entwickeln.

Junge Pilze erscheinen ab Juli und sind olivgrünlich gefärbt, im Alter werden sie dunkler, zuletzt schwarz. Dann sind die fertilen Kopfteile oft vom weißen Sporenpulver bepudert.

Mit etwas Erfahrung sind Zungenkernkeulen auch ohne Nachforschungen ins Substrat zu erkennen. Ihre Fruchtkörper gliedern sich in einen verdickten, zungen- oder spatelförmigen Kopfteil, an dessen Außenseite die Sporen gebildet werden, und einen sterilen, oft verbogenen Stiel, der etwa 6 cm lang werden kann.

Im Rhein-Main-Gebiet sind mir bisher nur drei Standorte bekannt, wobei dem im Ansfeldwald besondere Bedeutung zukommt. Hier wachsen Jahr für Jahr Tausende Zungenkernkeulen, und zwar ausschließlich im Roteichenforst. Im Untergrund muss es von Hirschtrüffeln nur so wimmeln. Bei unseren Funden war es stets die Warzige Hirschtrüffel Elaphomyces granulatus.

Zungenkernkeulen gehören zu den Schlauchpilzen (Ascomyzeten). Zwei andere, ebenfalls auf Hirschtrüffeln parasitierende Arten sind die Kopfige Kernkeule Cordyceps capitata und die Langsporige Kernkeule Cordyceps longisegmentis.

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Dieter Gewalt.
Zuletzt aktualisiert am 29. Juli 2020