Dumontinia tuberosa
Anemonenbecherling
Jahrzehntelang habe ich den Anemonenbecherling akribisch in Wäldern gesucht, in denen der Boden flächendeckend mit früh blühenden Anemonen bedeckt war. Hier schien mir die Wahrscheinlichkeit, ihn zu finden, am größten zu sein. Schließlich fand ich ihn zufällig am 17. März 1985 zwischen einem Wegrand und dem Bahndamm am Bahnhof Buchschlag, wo einige wenige mickrige Anemonenpflänzchem auf kargem Boden mehr schlecht als recht gediehen. Tatsächlich scheint er ausgedehnte Anemonenbestände in Wäldern zu meiden und kommt eher dort vor, wo Anemonen auf gestörten Böden wachsen. Wir begegnen ihm regelmäßig im Frühjahr im Naturschutzgebiet Kühkopf, wo er zumindest bei gezielter Suche an den meisten Wegrändern zu finden ist.
Anemonenbecherlinge sind gestielte krug- oder pokalförmige Fruchtkörper von etwa 1 – 3 cm Größe. Ihre Farbe variiert von hell bis dunkler braun. Die dunkler gefärbten Stiele können eine Länge von 10 cm erreichen und entspringen einem bis zu 15 mm langen, unregelmäßig geformten schwarzen Sklerotium, das innen weiß ist und mit dem Wurzelsystem der Anemone in Verbindung steht. Auf dieses „knollige Sklerotium“ weist auch der wissenschaftliche Artname tuberosa hin.
Sehr ähnlich und optisch kaum zu unterscheiden ist der Scharbockskrautbecherling Sclerotinia binucleata, der jedoch ausschließlich an Scharbockskraut zu finden ist und auf den Kartierer bisher wohl kaum geachtet haben, zumal beide Pflanzenarten oft nahe beieinander vorkommen können. In Hessen ist der Scharbockskrautbecherling vermutlich erstmals von Christian Weinkötz gefunden worden.