Disciotis venosa

Morchelbecherling

(Pers.) Arnould 1893
Familie: Morchellaceae
© Dieter Gewalt
venosa = aderig

Dieser in auwaldähnlichen Biotopen nicht seltene Ascomyzet könnte leicht für einen Becherling gehalten werden, ist aber mit den Morcheln verwandt. Seine braune Innenseite, an der die Sporen gebildet werden, ist typisch geadert bis faltig-furchig; in deutlichem Kontrast hierzu steht die helle, feinkörnige bis kleiige Außenseite. Die Trama selbst ist von brüchiger Konsistenz. Untrügliches Merkmal des Pilzes, der bis zu 20 cm Durchmesser erreichen kann, ist sein Chlorgeruch.

Auch die Namen geben Auskunft über seine Eigenschaften. Aderiger Becherling beschreibt die Struktur seiner Innenseite, Morchelbecherling verweist auf die Zugehörigkeit zur Familie der Morchelartigen (Morchellaceae), oder vielleicht auch auf den Speisewert des Pilzes. Von Kennern wird er ebenso geschätzt wie die delikaten Morcheln. Mit den Becherlingen ist er nicht verwandt. Der Name Flatschmorchel bezieht sich darauf, dass sie im Gegensatz zu den Morcheln keine aufrechte Wuchsform haben und vor allem im Alter wie platt getreten aussehen können.

Der Morchelbecherling ist wie die Morcheln ein Frühjahrspilz, also in den Monaten März/April bis Mai zu finden, nicht selten an den gleichen Standorten wie diese. Der etwas stechende Chlorgeruch verschwindet beim Erhitzen. Verwechselt werden könnte der Morchelbecherling mit dem Größten Scheibling (Discina ancilis), der zur gleichen Zeit, aber im Nadelwald wächst, oder dem Riesenbecherling (Peziza varia), der zu den echten Becherlingen gehört. Beide riechen nicht nach Chlor.

Foto: Michèle Küchemann

Morchelbecherlinge sehen wir regelmäßig bei unseren Frühjahrswanderungen im Naturschutzgebiet Kühkopf. Der in der Verbreitungskarte im Feld 5917.4.3 markierte Fundpunkt bezieht sich auf ein Vorkommen am Langener Waldsee, wo er während der 1980er-Jahre zusammen mit Spitzmorcheln am Rand einer Kiefernschonung wuchs. Auch bei den beiden anderen Funden handelt es sich nicht um Auwaldstandorte. Hier wuchsen sie zusammen mit Spitzmorcheln in gemulchten Vorgärten in Dietzenbach und Götzenhain.

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Dieter Gewalt.
Zuletzt aktualisiert am 2. August 2020