Entoloma neglectum
Isabellfarbener Rötling
An einem grasigen Wegrand im Dietzenbacher Hessentagspark fiel mir am 17. Mai 2012 ein nabelingsartiger Pilz mit weit herablaufenden rosafarbenen Lamellen auf, an dessen Zugehörigkeit zur Gattung Entoloma schon im Feld kein Zweifel bestand. Sein Habitus erinnerte mich an einen Fund vor einem Jahr in der Parkanlage vor dem Götzenhainer Ringwäldchen, jedoch war der Fruchtkörper altersbedingt deutlich dunkler gefärbt und der Hut mehrfach eingerissen. Der „Moser“ (Kleine Kryptogamenflora Band IIb/2) gilt zwar als veraltet, aber wenn gerade keine modernere Gattungsmonografie wie die von Noordeloos zur Hand ist, leistet der Klassiker immer noch gute Dienste. Mit ihm kam ich bereits im zweiten Bestimmungsschritt aufgrund der deutlich herablaufenden Lamellen in die Untergattung Eccilia, dort über „Hut und Stiel nicht weiß oder weißlich“ und „Stiel weiß, weißlich“ direkt zu E. neglectum. Die gemessenen Sporengrößen (13 – 14 x 8,5 – 9 µm) schließen den sehr ähnlichen Fahlen Nabelrötling E. pallens aus. Für einen Rötling ist das ein extrem kurzer Bestimmungsweg ohne Stolpersteine.
Im Verbreitungsatlas (Krieglsteiner 1991) sind für Hessen keine Funde eingetragen. Es könnte sich also um einen Erstfund für das Bundesland handeln. Die Tatsache, dass der hübche Pilz gleich zweimal innerhalb kurzer Zeit und an nur wenige Kilometer voneinander entfernten Orten gefunden wurde, könnte darauf hindeuten, dass die Art vielleicht weniger selten ist als die Literaturangaben vermuten lassen, sondern eher übersehen oder nicht bearbeitet worden ist. So gesehen ist der wissenschaftliche Artname „neglectum“ überaus treffend gewählt. Für alle, die mit dem deutschen Artnamen „isabellfarben“ nicht anzufangen wissen: man könnte ihn als „milchkaffeefarben“ bezeichnen.