Hymenochaete cruenta
Blutroter Borstenscheibling
Im Rhein-Main-Gebiet wird man diesen farbenprächtigen Pilz kaum finden. Seine Vorkommen sind auf den natürlichen Lebensraum der Weißtanne beschränkt, und die fehlt im Flachland und ist auch im nahen Taunus nicht anzutreffen. Ganz anders ist die Situation im Schwarzwald oder Voralpenland, doch selbst hier wird man ihn nicht alle Tage zu Gesicht bekommen, obwohl er ganzjährig fruktifiziert. Welcher Pilzfreund streift schon in Höhen zwischen 15 und 30 Metern durch einen Weißtannenwald? Die da oben an Stämmen und Ästen wachsenden Pilze müssen schon durch Windbruch oder wenn ein altersschwacher Baum zusammenbricht auf den Boden gelangen, um überhaupt bemerkt zu werden. Hier verlieren sie schnell ihre Farbenpracht, weil sich das Hymenium in kurzer Zeit zersetzt und die braune Trama zum Vorschein kommt.
Bei einem Ausflug ins Monbachtal im nördlichen Schwarzwald habe ich im Februar 2009 den attraktiven Pilz zum ersten und bisher einzigen Mal gesehen und Günther Breidert hat ihn fotografiert. Solche Glücksfälle erlebt man nur, wenn man zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort ist. Ein Blick auf die DGfM-Kartierungskarte zeigt jedoch, dass der Schwarzwald reichlich mit Fundnachweisen gesegnet ist.
Der Blutrote Borstenscheibling erscheint zunächst in Form kleiner Flecken, die schließlich zusammenwachsen und längere resupinate Krusten bilden. Das Hymenium ist glatt bis leicht höckerig und mit dunkelbraunen, mit der Lupe erkennbaren Borsten besetzt, die Seten (Setae) genannt werden. Solche Seten besitzen auch die Feuerschwämme (Gattung Phellinus) und Schillerporlinge (Inonotus).
Belege (Exsikkate) sind hinterlegt in den Fungarien KR (Staatl. Museum für Naturkunde Karlsruhe), STU (Staatl. Museum für Naturkunde Stuttgart), TUF (Universität Tartu, Estland)
Der bekannteste und mit Abstand häufigste Vertreter der Gattung Hymenochaete ist die Umberbraune Borstenscheibe, die überall vorkommt, wo es Eichen gibt.