Lactarius sanguifluus

Weinroter Kiefernreizker

(Paulet) Fr. 1838
Familie: Russulaceae
© Bela Salgo (13)
sanguifluus = blutfließend
Foto: Achim Bollmann

Es ist sicher übertrieben, wenn ich behaupte, vor lauter Bäumen unsere Schule nicht zu sehen. Da stehen Kiefern, Buchen, Eichen, Birken, Hainbuchen und bei ihnen beachtenswerte Pilze wie Riesenporling, Glimmertintling, Büschelrasling oder Satansröhrling. Und im Oktober 2025 auch noch einige Blutreizker, die man mitten in Frankfurt sicher nicht erwarten konnte. Dieser Milchling gehört zur Familie der Täublingsverwandten (Russulaceae) und ist innerhalb der Gattung Lactarius eine der charakteristischsten Arten mit roter Milch.

09.11.2019: Kalkmagerrasen bei Fichten, südlicher Kraichgau, bei Keltern (2 Fotos: Bernd Miggel)

Der mittelgroße Fruchtkörper besitzt einen 5 bis 9 Zentimeter breiten Hut, der zunächst gewölbt erscheint, später jedoch flach vertieft oder leicht trichterförmig wird. Seine Färbung reicht von weinrötlichen und kupferroten Tönen bis hin zu dunklem Weinbraun, oft mit olivfarbenen oder dunkleren Flecken. Die Oberfläche ist meist matt und fein samtig, gelegentlich bei Feuchtigkeit etwas schmierig. Eine schwache Zonierung ist häufig zu erkennen, wenn auch weniger ausgeprägt als bei verwandten Reizkerarten.

Die Lamellen stehen mitteldicht bis gedrängt, sind zunächst cremefarben, später weinrot mit einem Hauch lila und verfärben sich bei Verletzung rasch weinrot bis purpur. Typisch für die Art ist die sofort karminrot austretende, später purpur nachdunkelnde Milch, die den Pilz unverwechselbar macht. Der kurze, gedrungene Stiel misst in der Regel 30 – 50 x 15 - 20 mm und ist farblich an den Hut angelehnt. Seine Oberfläche ist glatt bis fein punktiert, das Innere anfangs fest, später teilweise hohl. Das Fleisch selbst zeigt eine cremegelb bis orangefarbene Grundtönung und verfärbt sich bei Verletzung rasch dunkelrot bis purpurbraun, nach einigen Stunden grünlich. Geschmack und Geruch werden als mild bis leicht bitter beschrieben. Das Sporenpulver ist ocker- bis cremefarben. Die ellipsoiden Sporen sind 7,5 - 9,5 x 6 - 8 μm groß.

Sporen (Mikrofoto: Bernd Miggel)

Ökologisch ist Lactarius sanguifluus ein Kiefernmykorrhizapartner und kommt bevorzugt in warmen, trockenen, nährstoffarmen oder kalkreichen Kiefernwäldern vor. Typisch sind lichte Forste, Dünenkiefernwälder und andere offene Standorte. In Mitteleuropa tritt die Art eher selten auf, ist jedoch im Mittelmeerraum weit verbreitet. Die Hauptfruktifikationszeit erstreckt sich von Spätsommer bis Spätherbst. Mein aktueller Fund im Stadtgebiet von Frankfurt am Main auf dem Gelände der Liebigschule im Stadtteil Praunheim dürfte neben dem passenden Begleitbaum auch mit Kalkeintrag durch Bautätigkeit zu erklären sein.

Traditionell gilt Lactarius sanguifluus in einigen Regionen Südeuropas als Speisepilz, ich habe ihn jedoch noch nie gegessen.

Weiterführende Literatur:

  • Breitenbach & Kränzlin: Pilze der Schweiz Band 6, Nr. 62
  • German J. Krieglsteiner (Hrsg): Die Großpilze Baden-Württembergs Band 2, Seite 355 - 357
  • Rudolf Winkler, Gaby Keller: Pilze Mitteleuropas, Seite 757
  • Heilmann-Clausen, Verbeken, Vesterholt: The genus Lactarius, Seite 146 -147
Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Bela Salgo (13).
Zuletzt aktualisiert am 20. November 2025