Leccinum aurantiacum

Espenrotkappe

(Bull.) Gray 1821
Familie: Boletaceae
© Dieter Gewalt
Synonym: Leccinum albostipitatum
aurantiacum = orangefarbig

Wozu in den Wald gehen? Die tollsten Pilze findet man oft mitten in seiner Heimatstadt. Diese knackig schönen Espenrotkappen wuchsen am 20.10.2007 mitten im Gewerbegebiet von Dietzenbach-Steinberg – mindestens 40 Exemplare auf einem verwilderten Landstreifen zwischen einer Fabrikationshalle und dem Grenzzaun zum Nachbargrundstück. An Bäumen wuchsen hier ausschließlich junge Espen (auch als Zitterpappeln bekannt). Die Längsrille im Hut des größeren Pilzes stammt von einer Wuchsbehinderung durch einen darüber liegenden Zweig, der vor dem Fotografieren entfernt wurde.

Die Raustielröhrlinge (Raufüße, Leccinum) lassen sich pauschal in zwei Gruppen und einen Außenseiter einteilen:

„Birkenpilze“ mit grauen bis graubraunen Hüten, Trama nicht oder rosa bis rötlich verfärbend
„Rotkappen“ mit roten bis rotbraunen Hüten, Trama dunkelgrau bis schwarzviolett verfärbend, sofort oder nach einer anfänglichen rosaroten bis lachsfarbenen Reaktion. Bei ihnen fällt auch die über den Hutrand hinausreichende Huthaut auf, die bis auf die Poren übergreifen kann:

auf die Röhrenschicht übergreifende Huthaut

Der „Außenseiter“ ist Leccinum crocipodium (Gelbporiger Raufuß) mit gelben Poren

In beiden Gruppen spielen Begleitbäume als Mykorrhizapartner eine wichtige Rolle. In vielen Fällen entscheidet der Baumpartner über die Artzugehörigkeit, so auch bei der Espenrotkappe, die ausschließlich bei Espen vorkommt. Sie ist außerdem durch eine meist orangerote Huthautfarbe und die hellen Stielschüppchen, die sich mit zunehmendem Alter rötlich färben, gekennzeichnet. Das Fleisch verfärbt sich im Anschnitt (vor allem im Stiel) weinrötlich, dann violettlich, zuletzt blaugrün bis violettschwärzlich. Auch die Röhren verfärben auf Druck dunkel.

Anmerkung zum Foto in der Mitte: Die Schnittstelle zeigt die Verfärbung im Stielfleisch
Aktueller Stand der Taxonomie

Während im Index fungorum Eichen- und Espen-Rotkappe unter dem Namen Leccinum aurantiacum vereint sind, erkennt Krieglsteiner (Großpilze Baden-Württembergs) beide als gute Arten an. Das entspricht ganz meinem Geschmack. Ich habe die beiden stets makroskopisch unterscheiden können. Die Espen-Rotkappe hat im Vergleich zur Eichen-Rotkappe eine heller rote Huthautfarbe und auch hellere Stielschüppchen. Außerdem orientiert man sich wie bei allen Raustielröhrlingen an den jeweiligen Baumpartnern. Diese Partnertreue liefert ein weiteres Argument für zwei gute Arten. Es erscheint unwahrscheinlich, dass unter etwa 50 weltweiten Leccinum-Arten mit sehr spezieller Mykorrhizabindung an meist nur eine Baumgattung eine einzige Art existieren soll, die sowohl mit Eichen als auch Espen Mykorrhizen bildet. Allerdings muss man anmerken, dass Argumente keine stichhaltigen Beweise sind und Ausnahmen die Regel bestätigen.

Espenrotkappen (2 Fotos: Thomas Lehr)

In Mitteleuropa kommen je nach Artauffassung bis zu sechs Rotkappen vor:
Leccinum aurantiacum = Espenrotkappe
Leccinum duriusculum = Pappel-Raufuß, Pappelrotkappe
Leccinum piceum = Fichtenrotkappe
Leccinum quercinum = Eichenrotkappe
Leccinum versipelle = Birken- oder Heiderotkappe
Leccinum vulpinum = Fuchs- oder Kiefernrotkappe

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Dieter Gewalt.
Zuletzt aktualisiert am 7. August 2020