Leccinum duriusculum
Pappel-Raufuß, Graue Pappelrotkappe
Der feuchte Rand einer von mir oft besuchten, pilzlich interessanten Streuobstwiese bescherte mir Anfang des Monats eine schöne Überraschung: Dort wuchs in der Nähe einiger Espen eine Gruppe braunhütiger Raustielröhrlinge. Es handelte sich um Exemplare des Pappel-Raufußes Leccinum duriusculum, den man folgendermaßen beschreiben kann: Ein dem Birkenpilz Leccinum scabrum ähnlicher Raustiel-Röhrling, der allerdings eine Mykorrhiza mit Pappeln eingeht und der bei Verletzung blaugrüne, rötliche und grauschwarze Verfärbungen aufweist. In der Roten Liste Deutschlands (2016) ist die Art dem Gefährdungskriterium 3 = „gefährdet“ zugeordnet.
Makroskopische Merkmale:
Der Pappel-Raufuß kann recht stattlich werden und bleibt dabei noch festfleischig. Da er essbar ist, wird er deshalb von Sammlern gerne genommen. Er besitzt einen bis zu 15 cm (in Ausnahmefällen bis 20 cm) breiten, in reifem Zustand gewölbten Hut. Er ist graubraun, umbra-, schokoladen- oder haselnussbraun gefärbt. Die Oberfläche erscheint bei trockener Witterung etwas „körnig“, bei regnerischem Wetter ist sie glatt und klebrig bis schleimig. Wie bei vielen anderen Raustielröhrlingen hängt die Huthaut etwas über den Rand hinaus. Die Röhren werden bis zu 25 mm lang und stehen sehr dicht. Röhren und Poren sind anfangs weißlich und verfärben sich zu creme, rosalich creme bis hellbräunlich und nehmen schließlich einen schokoladenbraunen Ton an. Die Stiele sind robust, zylindrisch oder schlank keulig, werden bis zu 22 cm lang und 5 cm dick. Nimmt man einen Stiel in die Hand, erkennt man auf weißlichem Grund in Längsreihen angeordnete, braune Schuppen. Die Stielbasis weist meist blaugrüne Flecken auf.
Schneidet man ein Exemplar längs durch, so findet man weißes Fleisch und evtl. blaugrüne Zonen vor. Das weiße Fleisch verfärbt sich in kurzer Zeit rosa, nach Stunden grauschwarz. Im Stiel ist es sehr hart, im Hut bleibt es lange Zeit fest, bei sehr reifen Exemplaren ist es allerdings weich. Der Pappel-Raufuß ist nahezu geruchlos und schmeckt angenehm.
Sporenstaubfarbe: Das frisch ausgefallene Sporenpulver ist braun.
Makrochemische Farbreaktion: FeSO4 ergibt im Hutfleisch eine graugrüne Reaktion.
Mikroskopische Merkmale: Die Sporen sind hell bräunlich, glatt, ziemlich dickwandig und spindelförmig. Sporengröße nach eigenen Messungen: 13,2 - 15,6 x 4,2 - 5,1 µm; Schlankheitsgrad Q = 3,0 - 3,2.
Die schleimige Huthaut setzt sich im Wesentlichen aus schräg nach oben verlaufenden, 3 - 6 µm breiten Hyphen zusammen. Diese Struktur nennt man ein „Ixotrichoderm“:
Ähnliche Raustielröhrlinge mit braunem Hut:
Der Birkenpilz Leccinum scabrum geht eine Mykorrhiza mit Birken ein. Sein Fleisch verfärbt sich weder an der Luft noch im Schnitt.
Der Hainbuchen-Raufuß Leccinum pseudoscabrum (Synonym: Leccinum carpini) bleibt meist kleiner, verfärbt sich nicht blaugrün und geht keine Mykorrhiza mit Pappeln ein.
Der Vielverfärbende Raufuß Leccinum variicolor bleibt in der Regel ebenfalls kleiner und sein Fleisch verfärbt sich nicht grau bis schwarz. Er wächst bei Birken.
In Mitteleuropa kommen je nach Artauffassung bis zu sechs Rotkappen vor:
Leccinum aurantiacum = Espenrotkappe
Leccinum duriusculum = Pappel-Raufuß, Graue Pappelrotkappe
Leccinum piceum = Fichtenrotkappe
Leccinum quercinum = Eichenrotkappe
Leccinum versipelle = Birken- oder Heiderotkappe
Leccinum vulpinum = Fuchs- oder Kiefernrotkappe
Weiterführende Literatur:
- BREITENBACH, J. & KRÄNZLIN F. (1991): Pilze der Schweiz Bd. 3: Nr. 32
- DÄHNKE, R.M. (1993): 1200 Pilze in Farbfotos: 94
- KIBBY, G. (2017): Mushrooms and Toadstools of Britain & Europe Vol. 1: 132 - 133
- KRIEGLSTEINER, G.J. (2000): Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 2: 277 - 278
- LANNOY & ESTADES (1995) - Monographie des Leccinum D'Europe: 114 - 117
- NOORDELOOS, M.E. (2018): Leccinum S.F. Gray. In: Flora Agaricina Neerlandica, Volume 7: Nr. 20.04
- PHILLIPS, R. (1982): Das Kosmosbuch der Pilze: 212
- http://tintling.com/pilzbuch/arten/l/Leccinum_duriusculum.html