Lecidella elaeochroma
Olivgrüne Schwarznapfflechte
Streuobstwiesen mit ihren Apfel-, Birn-, Pflaumen-, Kirsch-, Walnuss- und anderen Bäumen sind eine Fundgrube für Flechtenfreunde. Beim Absuchen eines morschen Apfelbaums entdeckten wir auf einem dünnen Zweig mit noch glatter Rinde etliche 1 - 2 cm breite graue Flechtenlager (Thalli) mit zentral angeordneten schwarzen Punkten, die sich als bis zu 0,8 mm breite Apothecien der Olivgrünen Schwarznapfflechte Lecidella elaeochroma entpuppten. Sie wuchs dort in Gemeinschaft mit der Hellen Kuchenflechte Lecanora chlarotera und der Gemeinen Gelbflechte Xanthoria parietina. Lecidella elaeochroma ist nach WIRTH & KIRSCHBAUM 2024 ziemlich häufig und wächst vorwiegend auf glatter Rinde.
Funddaten: 27.05.2024 auf der Rinde eines Apfelbaumzweiges, Streuobstwiese südlich Karlsbad-Spielberg, Baden-Württemberg; leg.: Bernd Miggel & Liss Hoffmann, det.: Bernd Miggel.
Makroskopische Merkmale:
Die Lager sind relativ klein, nur etwa 1 - 3 cm breit, in weißlichen, graulichen, grünlichen, olivlichen bis gelblichen Tönungen. Die darauf sitzenden Apothecien werden bis zu 1 mm breit (beim Fund bis 0,8 mm), mit schwarzer Scheibe und schwarzem, glattem Rand. Die Scheibe kann flach aber auch stark gewölbt sein. Der Rand ist nicht immer deutlich sichtbar; im Alter ist er häufig nicht mehr vorhanden. Apothecien mit schwarzem Rand bezeichnet man als lecidein.
Makrochemische Farbreaktionen: Lager mit Kalilauge (KOH) gelblich oder negativ; mit Chlorkalklösung oder Natriumhypochlorid orange oder negativ; mit Kalilauge 10-20% und Natriumhypochlorit (zuerst Kalilauge auftupfen, dann Natriumhypochlorit auf dieselbe Stelle geben) gelb; mit para-Phenylendiamin und UV-Licht 365 nm negativ.
Im Längsschnitt eines Apotheciums erkennt man von oben nach unten grünlichblaues Epihymenium, farbloses Hymenium mit Sporenschläuchen (Asci), grauliches Subhymenium und zu unterst braunes Hypothecium. Die Asci sind 8-sporig und färben sich in Lugolscher Lösung (alternativ Baralscher Lösung oder Melzers Reagenz) apikal und basal blau. Die Sporen sind 1-zellig, ellipsoid, farblos, durchscheinend (hyalin), glattrandig, etwas dickwandig und besitzen oft 1 - 2 Tröpfchen. Ihre Maße beim Fund 9 - 13 x 5,4 - 6,7 µm.
Ähnliche Flechtenarten (nach Kirschbaum & Wirth 2010):
Die Gewöhnliche Schwarzpunktflechte Amandinea/Buellia punctata besitzt ein undeutliches, mit Kalilauge, Chlorkalklösung und Kalilauge + Chlorkalklösung nicht reagierendes Lager. Die Sporen sind braun und 2-zellig.
Die Scheiben-Schwarzpunktflechte Buellia disciformis besitzt bis 1,3 mm breite Apothecien und 2-zellige, braune Sporen.
Die Schwarzkeulige Kesselflechte Catillaria nigroclavata hat kleinere Apothecien und sehr schmale, 2-zellige, farblose Sporen
Wenn Sie mehr über Flechten wissen wollen - hier erfahren Sie es >
Weiterführende Literatur:
- DÜRHAMMER, O. (2003): Die Flechtenflora von Regensburg. – Sonderdruck aus: HOPPEA, Denkschriften der Regensburgischen Bot. Ges. Bd. 6: 211 - 212
- Kirschbaum, U. & Wirth, V. (2010): Flechten erkennen – Umwelt bewerten: 117
- Frahm, J.-P., Schumm, F., Stapper, N.J. (2010): Epiphytische Flechten als Umweltgütezeiger: 54 - 55
- Schumm, F. (2010): Epiphytische Krustenflechten. Hilfsbuch zum Bestimmen der häufigsten Arten: 36
- Wirth, V. (1995): Die Flechten Baden-Württembergs, 2. Aufl., 1006 S.; Ulmer, Stuttgart: 525
- Wirth, V. et al. (2011): Rote Liste der Flechten und flechtenbewohnende Pilze Deutschlands
- WIRTH, V. & DÜLL, R. (2000): Farbatlas Flechten und Moose: 158
- WIRTH, V. et al. (2013): Die Flechten Deutschlands: 662, 665
- Wirth, V. & Kirschbaum, U. (2024): Die Flechten Mitteleuropas. Bestimmung und Beschreibung der wichtigsten Arten: 57
- https://italic.units.it/index.php?procedure=taxonpage&num=1320
- https://www.thm.de/lse/ulrich-kirschbaum/flechtenbilder-leci-lo
- http://www.norbert-kuehnberger.de/pilzbildergalerie/D_Flechten-Lichenes_-_226_Arten/pilzbilder-lecidella_elaeochroma_6jpg-stopp.htm