Phaeocollybia lugubris
Gemeiner Wurzelschnitzling
So gemein ist dieser Wurzelschnitzling wahrlich nicht. Man muss ihn als selten und schützenswert einstufen. Ich habe ihn bisher erst zweimal gefunden: im Schwarzwald, wo ihn Walter Paetzold in seiner verschmitzten Art als “Schnurzelwitzling” vorgestellt hat, und im Rhein-Main Gebiet bei Rüsselsheim, jeweils bei Fichten. Die robusten Fruchtkörper haben sehr lange Stiele und fühlen sich knorpelig zäh an.
Makroskopische Merkmale:
Hut: Durchmesser bei ausgewachsenen Fruchtkörpern meist 3 - 6, maximal 8 cm, spitzkegelig, Rand oft lappig, lehmfarben, ocker- bis kastanien- oder rotbraun, feucht schmierig
Lamellen: jung weiß, später ocker bis rostbraun, rostfleckig, eng stehend
Fleisch: weißlich, Geruch nach Rettich, Geschmack ähnlich, auch leicht bitter oder schärflich
Stiel: ocker bis rotbraun, an der Spitze heller, knorpelig, tief wurzelnd und sehr lang, mit Wurzel bis zu 25 cm
Sporenpulver: rostbraun
Sporen: 7 - 9,5 x 4,5 - 5,5 µm, mandelförmig, warzig
Vorkommen: bei Fichten
Verwechslungen wären mit dem sehr ähnlichen, seltenen Orangeroten Wurzelschnitzling Phaeocollybia christinae möglich, der jedoch in Laubwäldern wächst und längere Sporen (9 - 12 µm) hat.
Zum Schluss noch einige Erläuterungen zum Namen „Schnitzling“. Bei Wikipedia erfährt man:
Schnitzlinge ist die unsystematische deutsche Trivialbezeichnung verschiedener Pilzgattungen“
Es folgt eine Aufzählung von 8 Gattungen, in denen „Schnitzling“ zumindest bei einigen Arten Bestandteil des Namens ist:
Trompetenschnitzlinge (Tubaria)
Flockenschüpplinge oder -schnitzlinge (Flammulaster)
Sumpfschnitzlinge (Naucoria)
Wurzelschnitzlinge (Phaeocollybia)
Olivschnitzlinge (Simocybe)
Schüppchenschnitzlinge (Phaeomarasmius)
Grabenschnitzlinge (Stagnicola)
Gurkenschnitzlinge (Macrocystidia)
Wer im Duden oder im Großen Brockhaus eine Worterklärung zu finden hofft, sucht den Begriff dort vergeblich. Im Internet hat man mehr Glück. Da hat tatsächlich jemand ein Wörterbuch der deutschen Sprache, “veranstaltet und herausgegeben von Joachim Heinrich Campe, Vierter Theil S und T” aus dem Jahr 1810 eingescannt und verfügbar gemacht. Hier ist nachzulesen, dass man damals mit dem Begriff Schnitzling „ein unbedeutendes Ding“ oder „ein Ding ohne Werth“ bezeichnet hat. Damit kann man etwas anfangen. Die wenigsten Pilzfreunde schenken solchen unauffälligen Arten jedoch Beachtung und unter den Schnitzlingen gibt es keinen von kulinarischem Wert.