Pisolithus arhizus
Erbsenstreuling
Um den Erbsenstreuling erstmals zu sehen, musste ich in Thailand in der Provinz Phetchaburi einen Ausflug in eine unwegsame Wildnis unternehmen. Okay, ganz so unwegsam war sie doch nicht. Immerhin führte eine sandige Buckelpiste in eine Gegend, in der ein thailändischer Freund Land erworben und begonnen hatte, als Nebenerwerb Landwirtschaft mit Ananas- und Teakbaumplantagen zu betreiben. Was ich dort an Pilzen fand, ließ mich vor Freunde jubeln. Es begann mit dem Schwarzstreifigen Scheidling Volvariella volvacea, der auch in Thailand in freier Natur ziemlich selten ist, aber massenhaft gezüchtet und als „Reisstrohpilz“ auf Märkten verkauft und als Konserven exportiert wird. Unter einem Haufen gelagerter Bretter und Balken entdeckte ich den stinkenden aber äußerst formschönen roten Faltigen Gitterling Colus hirudinosus, der in Europa auch schon im Mittelmeerraum aufgetaucht ist. Den hier vorgestellten Fund hielt ich zunächst für eine Schleimtrüffel, erst der Anschnitt sorgte für Klarheit.
Der Erbsenstreuling gilt in Deutschland als äußerst seltene Art. German J. Krieglsteiner formulierte es in „Die Großpilze Baden-Württembergs“ Band 2 so:
„Geeignete Standorte werden infolge Stickstoffimissionen immer seltener. Die Art ist seit über 30 Jahren im Land nicht mehr gefunden worden und hier vom Aussterben bedroht, wenn sie nicht bereits ausgestorben ist.“
In der ehemaligen DDR wurde er manchmal massenhaft auf Abraumhalden von Braunkohletagebauen, aber auch in dürren Kiefernwäldern auf fast nackten Böden gefunden. Er ist nahezu weltweit verbreitet und bildet Mykorrhiza mit verschiedenen Baumarten, an unserem thailändischen Fundort war es höchstwahrscheinlich Eukalyptus.
Der Erbsenstreuling ähnelt vom äußeren Habitus einem Kartoffelbovist, offenbart aber im Anschnitt ein Mosaik aus zahlreichen Kammern, die in blassgelbe bis hellbräunliche maximal erbsengroße Strukturen aufbrechen, in denen die Sporen gebildet werden. Ein Blick auf das obige Foto vermittelt das optische Bild, das mit Worten nur unzulänglich zu beschreiben ist. Bei Reife zerfällt das gesamte Innenleben wie bei Bauchpilzen üblich zu einer braunen Sporenmasse. Die Art wird auch „Böhmische Trüffel“ genannt und könnte als Würzpilz Verwendung finden, wenn sich dies nicht wegen ihrer Seltenheit verbieten würde. Natürlich ist sie streng geschützt und darf auf keinen Fall gesammelt werden.
Unklar scheint der wissenschaftliche Artname zu sein. Im Index Fungorum heißt er Pisolithus arhizus, in der deutschsprachigen Literatur arhizos. Lediglich Ewald Gerhardt scheint sich der Schreibweise im Index Fungorum angepasst zu haben.