Russula amethystina

Amethyst-Täubling

Quél. 1898
Familie: Russulaceae
© Bernd Miggel
amethystina = amethystblau
Typisch gefärbte Fruchtkörper am Fundort. Foto: Hans Stern

Wenn uns im Bergnadelwald bei Fichten oder Weißtannen eine Täublingsgruppe mit violettbraunen bis violetten Hüten, reif gelben Lamellen und weißen Stielen begegnet, bei denen außerdem das Fleisch absolut mild ist und die Stielbasis des einen oder anderen Exemplars nach Jodoform („Krankenhausgeruch“) riecht, dann handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um den Amethyst-Täubling Russula amethystina. Diese Art ist in Deutschland recht häufig und damit ungefährdet und gilt als guter Speisepilz.

Population in bräunlichen Hutfarben, violett nur angedeutet (feuchter Nadelwald, saurer Boden, bei Fichten) Foto: Bernd Miggel

Makroskopische Merkmale:
Der Amethyst-Täubling besitzt mittelgroße Fruchtkörper mit Hutbreiten von bis zu 12 cm. In der Hutfarbe ist alles möglich, was zwischen ocker, violettlich braun, lila und dunkel violett liegt. Dazu kann das Hutzentrum dunkler, doch auch heller, z.B. hellocker oder gelblich, ausfallen. Der Hutrand ist bei älteren Fruchtkörpern kurz gerieft, die Huthaut ist glatt und glänzend, bei feuchtem Wetter klebrig und etwa zur Hälfte abziehbar.

Exemplare in unterschiedlichen Hutfarben (Fotos von oben links bis unten rechts von Inge Dittrich, Alexander Reichert, Udo Schäfer, Doris Laber)

Die Lamellen sind brüchig, breit, am Stiel nahezu frei, nur selten gegabelt und mäßig stark untermischt. Bei reifen Fruchtkörpern sind sie gelb. Der Stiel ist reinweiß, zylindrisch und längsadrig. Das Fleisch ist reinweiß, schmeckt mild und riecht bei vielen Exemplaren in der Stielbasis jodartig.

Sporenstaubfarbe: Das frisch ausgefallene Sporenpulver ist intensiv ocker bis hellgelb, IIId-IVa nach der Farbtafel in MARXMÜLLER, H. (2014).

Makrochemische Farbreaktion: FeSO4 ergibt eine rosa Reaktion.

Geschmack Sporenpulver Abziehbarkeit der Huthaut Chemische Reaktion mit FeSO4
mild ocker - hellgelb bis 1/2 rosa

Mikroskopische Merkmale:
Die Sporen sind ellipsoid mit warzig-gratigem, allenfalls teilnetzigem Ornament. Geschlossene Maschen kommen so gut wie nie vor. Das Ornament ist meist bis 0,85 µm (ausnahmsweise bis 1,0 µm) hoch. Ornament und Hilarfleck sind deutlich amyloid. Sporengröße: 7,1 - 9,5 x 5,8 - 7,6 µm, Schlankheitsgrad Q = 1,22 - 1,26

Sporen in Melzers Reagenz (Foto: Bernd Miggel)

Die Epikutis (Huthaut) setzt sich aus Epikutishaaren und inkrustierten Primordialhyphen zusammen. Die Epikutishaare sind recht banal: Sie sind etwa 2 - 4 µm breit und meist zylindrisch, ab und zu apikal berdickt oder verjüngt. In Bild 5 sind sie mit „eh“ gekennzeichnet. Die inkrustierten Primordialhyphen sind vielfach septiert, 4 - 6 µm breit, und die Inkrutation lässt sich wunderbar mit Karbolfuchsin anfärben. In den Bildern 5 und 6 sind sie mit „ph“ gekennzeichnet.

Zupf- und Quetschpräparat der Epikutis in NH3-Kongorot. (Foto: Bernd Miggel)
Epikutis, angefärbt in Karbolfochsin, ausgewaschen in HCL-5%, präpariert in Wasser (Foto: Udo Schäfer)
Aquarell von E. W. Ricek aus Michael/Hennig/Kreisel: Handbuch für Pilzfreunde Band V

Ähnliche Arten:
Der Jodoform-Täubling (Russula turci) ist sowohl äußerlich als auch in Geschmack und Geruch quasi identisch. Er wächst allerdings vorzugsweise in der Ebene auf sandigen Böden bei Kiefern. Außerdem sind die Sporen warzig-netzig und besitzen eine geringere Ornamenthöhe von maimal 0,6 µm.
Der Weißblättrige Reiftäubling (Russula azurea) ist ebenfalls sehr ähnlich und wächst in vergleichbaren Habitaten. Doch besitzt er reinweiße Lamellen und weißes Sporenpulver. Er riecht in der Stielbasis nie jodoformartig.

Weiterführende Literatur:

  • EINHELLINGER, A. (1985): Die Gattung Russula in Bayern. Hoppea, Denkschr. Regensb. Bot. Ges. 43: Nr. 9
  • GALLI, R. (1996): Le Russule: 286 - 287
  • KIBBY, G. (2014): The genus Russula in Britain: 31
  • MARCHAND, A. (1977): Champignons du Nord et du Midi. 5. Les Russules: Nr. 461
  • MARXMÜLLER, H. (2014) - Russularum Icones: 418 - 421
  • MICHAEL, M., Hennig, B. & Kreisel, H. (1977): Handbuch für Pilzfreunde Band III: Nr. 112
  • MONEDERO, C. (2012): El Género Russula en la Península Ibérica: 398 - 399
  • ROMAGNESI, H. (1985): Les Russules d ́Europe et d ́Afrique du Nord: 551 - 553
  • SARNARI, M. (2005): Monographia illustrata del genere Russula in Europa 2: 1369 - 1371
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Amethyst-T%C3%A4ubling (abgerufen am 19.7.2023)
Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Bernd Miggel.
Zuletzt aktualisiert am 4. August 2023