Russula atrorubens

Schwarzroter Speitäubling

Quél. 1898
Familie: Russulaceae
© Bernd Miggel
atrorubens = schwarzrot
Zwischen Torfmoos in einem Moorwald im Schwarzwald in ca. 900 m Höhe (Foto: Alexander Reichert)

Der Schwarzrote Speitäubling Russula atrorubens ist ein wahres Schmuckstück – mit seinem blut- oder rubinroten, mittig schwarzen Hut, seinen weißen Lamellen und seinem weißen Stiel. Diese recht kleine, sehr scharf schmeckende und fruchtig riechende Art findet man in feuchten, sauren Nadelwäldern des Hügel- oder Berglandes, insbesondere bei Fichten. Dabei kann sie in sehr feuchtem Milieu wachsen, sogar zwischen Torfmoosen in Moorwäldern, aber auch in trockenen Habitaten (JURKEIT & KRAUCH 2009: 133). Die Rote Liste Deutschlands (2016) führt sie in der Kategorie * (ungefährdet).

Makroskopische Merkmale:
Die Hüte werden meist nur bis zu 6 cm breit. Sie sind anfangs halbkugelig, doch rasch ausgebreitet und schließlich mit vertieftem Zentrum versehen. Die Huthaut ist glatt oder leicht gerunzelt, feucht stark glänzend und klebrig. Bei älteren Exemplaren ist der Hutrand gerieft. Unter der abgezogenen Huthaut ist das Fleisch bei rothütigen Fruchtkörpern rosa durchgefärbt. Hutfarben reichen von lebhaft karminrot, blutrot, rubinrot, purpurrot bis weinrot oder violett, meist mit sehr dunkler, purpurschwarzer Mitte. Auch entfärbte Hüte mit olivlichen Farbnuancen kommen vor. Die Lamellen sind brüchig, reinweiß, ab und zu mit Lamelletten untermischt und selten gegabelt. Die Schneiden sind ganzrandig und immer reinweiß. Die Stiele sind zylindrisch oder schlankkeulig, ab und zu basal angeschwollen, längsaderig und weiß. Gemäß der Fachliteratur findet man nur selten Fruchtkörper mit rosa überhauchten Stielen. Das Fleisch ist weiß, bei jungen Exemplaren fest, bei älteren weich und im Stiel ausgestopft. Den Geschmack kann man als sehr scharf bezeichnen, das gilt insbesondere für die Lamellen. Der Geruch ist deutlich fruchtig, fast wie der von Früchtebonbons.

Frisch ausgefallenes Sporenpulver ist weiß bis weißlich, manchmal auch hellcreme entsprechend Ia-b (IIa) nach der Farbtafel in MARXMÜLLER, H. (2014).

Geschmack Sporenpulver Abziehbarkeit der Huthaut Chemische Reaktion mit FeSO4
sehr scharf weiß fast ganz rosa

Guajak ergibt eine rapide und intensive, blaugrüne Reaktion (im Gegensatz zu R. laccata).

Mikroskopische Merkmale:
Die Sporen (gemäß KRÄNZLIN 2005) sind ellipsoid und besitzen ein warzig-netziges, bis 0,5 (max. 0,8) µm hohes Ornament. Die Ornamentation ist stark, der Hilarfleck nur schwach amyloid. Die Maße sind 6,2 - 8,3 x 5,2 - 6,3 µm, der Schlankheitsgrad Q ist 1,2 - 1,4

Die Epikutis (oberste Schicht der Huthaut) besteht aus Epikutishaaren und Pileozystiden. Die Epikutishaare („eh“ in der Abbildung) bestehen aus langgliedrigen, zylindischen oder gewellten, ab und zu septierten, ab und zu verzweigten, apikal meist gerundeten, 2 - 5 µm breiten Gliedern. Die Pileozystiden („pz“ in der Abbildung) sind meist keulig, 1- bis 4-zellig, 6 - 10 µm breit und in Sulfovanillin deutlich grau bis schwarz werdend.

Alle deutlich scharf schmeckenden Täublinge besitzen in der Epikutis Pileozystiden. Ausnahmen von dieser Regel sind Russula ochroleuca und Russula anthracina, die deutlich scharf schmecken können, jedoch keine Pileozystiden besitzen.

Ähnliche Täublinge:

Der Lackierte Täubling (Russula laccata) gleicht der beschriebenen Art außerordentlich. Jedoch ist er nicht an Nadelbäume, sondern an Weidearten (Salix sp.) gebunden. Außerdem ist seine Guajak-Reaktion nicht rapide und stark, sondern verzögert und weniger stark.
Der Wässrige Täubling (Russula aquosa) wächst typischerweise zwischen Torfmoosen. Das Fleisch ist nur mäßig scharf oder sogar mild. Seine Guajak-Reaktion ist schwach.
Der Wechselfarbige Speitäubling (Russula fragilis) besitzt gerne wechselfarbige, mehrfarbige Hüte mit violetten, oliven oder purpurfarbenen Komponenten. Die Lamellen sind meist gesägt, die Guajak-Reaktion ist schwach, und die Sporen sind größer.
Der Purpurschwarze Täubling (Russula atropurpurea) pflegt eine Mykorrhiza mit Laubbäumen, insbesondere mit Eichen und Rotbuchen. Seine Fruchtkörper sind größer, nämlich 4 - 8, maximal 15 cm breit. Der Geschmack ist weniger scharf, oft nur schärflich, und er vergeht schnell.

Weiterführende Literatur:

  • BON, M. (1988): Pareys Buch der Pilze: 72 - 73
  • DÄHNKE, R.M. (1993): 1200 Pilze in Farbfotos: 909
  • EINHELLINGER, A. (1985): Die Gattung Russula in Bayern. Hoppea, Denkschr. Regensb. Bot. Ges. 43: Nr. 16
  • JURKEIT, W. & KRAUCH, F. (2009): Russula atrorubens Quélet und Russula laccata Huijsman – zwei umstrittene Arten; in: Zeitschr. f. Mykol., Bd. 75/2: 129 - 148
  • KIBBY, G. (2017): Mushrooms and Toadstools of Britain & Europe Vol. 1: 186 - 187
  • KRIEGLSTEINER, G.J. (2000): Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 2: 551 - 552
  • KRÄNZLIN F. (2005): Pilze der Schweiz Bd. 6, Russulaceae: Nr. 98
  • LABER, D. (2009): Die Funga der Moore des Hochschwarzwaldes. – Beiheft zur Z. Mykol., Bd. 11: 113
  • MARXMÜLLER, H. (2014): Russularum Icones: 376 - 377
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzroter_Spei-T%C3%A4ubling (abgerufen am 25.9.2023)
Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Bernd Miggel.
Zuletzt aktualisiert am 29. September 2023