Russula brunneoviolacea
Braunvioletter Samttäubling
Der Braunviolette Samttäubling Russula brunneoviolacea, ein recht seltener, mittelgroßer, geruchloser, mildschmeckender Cremesporer, begegnet uns meist in recht gedeckten, braunen bis violetten Hutfarben, reif cremefarbenen Lamellen und weißem Stiel. Er wächst bei Laubbäumen, vor allem bei Rotbuchen, aber auch bei Eichen, Edelkastanien, Birken oder Haselmusssträuchern, und er liebt saure Böden. Die Rote Liste Deutschlands (2016) führt ihn in der Kategorie 3 (gefährdet).
Makroskopische Merkmale:
Die Hüte können bis 10 cm breit werden, sind anfangs halbkugelig, breiten sich rasch aus und bekommen schließlich ein leicht vertieftes Zentrum. Der Rand ausgewachsener Exemplare ist auf ca. 10 mm Breite gerieft. Die Huthaut ist glatt bis fein gerunzelt, feucht glänzend und klebrig und bis zu zwei Drittel des Radius abziehbar. Die Hutfarben variieren von violettbraun über braunviolett, violett, dunkel violett bis braun, doch auch Farben wie weinrot oder ocker kommen vor. Dabei ist die Hutmitte oft dunkler als der restliche Hut. Junge Hüte sind manchmal violettschwarz. Die Lamellen sind brüchig, weißlich bis creme, kaum untermischt und selten gegabelt, die Schneiden ganzrandig und gleichfarben mit den Flächen. Die Stiele sind zylindrisch bis schlankkeulig, mitunter basal bis 25 mm verdickt, schwach längsaderig und rein weiß. Das Fleisch ist weiß, auch unter der Huthaut, bei jungen Exemplaren ist es fest, bei älteren weich und im Stiel ausgestopft. Die Pilze sind geruchlos und im Geschmack mild.
Frisch ausgefallenes Sporenpulver ist creme, etwa IIb nach der Farbtafel in MARXMÜLLER, H. (2014).
Makrochemische Farbreaktionen: FeSO4 ergibt eine rosa, Phenol eine braune, Guajak eine rapide und intensive, dunkelgrüne Reaktion.
Geschmack | Sporenpulver | Abziehbarkeit der Huthaut | Chemische Reaktion mit FeSO4 | ||
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mild | creme | bis 2/3 | rosa |
Mikroskopische Merkmale:
Die Sporen sind ellipsoid. Die Ornamentation besteht aus 1,0 - 1,5 µm, vereinzelt bis über 2 µm hohen, spitzen Stacheln, die teils isoliert stehen, teils durch feine Linien verbunden sind. Mitunter sind Zebrierungen erkennbar. Die gesamte Ornamentation ist deutlich amyloid.
Maße lt. GALLI 1996: 7 - 9 x 6 - 7,5 µm
Maße lt. Hans Stern: 6,9 - 8,6 x 5,7 - 6,7µm
Die Epikutis (oberste Schicht der Huthaut) besteht aus Epikutishaaren und Pileozystiden. Die Epikutishaare („eh“ in der Abbildung) sind langgliedrig, oft geradezu fadenförmig, mitunter gewellt, selten einmal verzweigt, basal 2,5 - 4 µm, apikal 1,5 µm breit. Die Pileozystiden („pz“ in der Abbildung) sind meist zylindrisch und multiseptiert, mitunter keulenförmig, 4 - 8 µm breit und in Sulfovanillin schwärzend.
Täublinge mit ähnlichen Hutfarben:
Der Purpurschwarze Täubling (Russula atropurpurea) teilt mit unserer Art das Habitat und kann ähnlich aussehen. Er ist jedoch im Geschmack scharf, hat reinweiße Lamellen und reinweißes Sporenpulver und seine Sporen besitzen ein niederwarzig-netziges Ornament.
Der Lederstiel-Täubling (Russula viscida) ist wesentlich festfleischiger. Vor allem der Stiel ist fast holzig hart. Auch schmeckt er in den Lamellen scharf. Seine Sporen besitzen ein niederwarzig-netziges Ornament.
Der Scharfe Brauntäubling (Russula adulterina) riecht fruchtig und schmeckt sehr scharf. Seine Sporen sind deutlich größer als bei unserer Art. Er wächst bei Nadelbäumen auf Kalkboden.
Der Amethyst-Täubling (Russula amethystina) besitzt im reifen Zustand dottergelbe Lamellen. Sein Sporenpulver ist ebenfalls dottergelb, in der Huthaut hat er keine Pileozystiden, sondern inkrustierte Primordialhyphen. Er ist Nadelbaumbegleiter.
Der Weißblättrige Reiftäubling (Russula azurea) besitzt reinweiße Lamellen und reinweißes Sporenpulver. Wie der Amethyst-Täubling besitzt er in der Huthaut Primordialhyphen und ist Nadelbaumbegleiter.
Weiterführende Literatur:
- BON, M. (1988): Pareys Buch der Pilze: 62 - 63
- DÄHNKE, R.M. (1993): 1200 Pilze in Farbfotos: Seite 884
- EINHELLINGER, A. (1985): Die Gattung Russula in Bayern. Hoppea, Denkschr. Regensb. Bot. Ges. 43: Nr. 22
- GALLI, R. (1996): Le Russule: 336 - 337
- KRIEGLSTEINER, G.J. (2000): Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 2: 521 - 522
- KRÄNZLIN F. (2005): Pilze der Schweiz Bd. 6, Russulaceae: Nr. 102
- MICHAEL, M., Hennig, B. & Kreisel, H. (1983): Handbuch für Pilzfreunde Band V, Nr. 95
- MARXMÜLLER, H. (2014): Russularum Icones: 468 - 471
- https://de.wikipedia.org/wiki/Violettbrauner_T%C3%A4ubling (abgerufen am 19.10.2023)