Russula candida
Täublingstrüffel
Heute möchte ich einen ganz besonderen Pilz vorstellen: die Täublingstrüffel Russula candida. Sie wächst hypogäisch bis semihypogäisch und besitzt sequestrate Fruchtkörper, also Fruchtkörper, deren Sporen nicht aktiv freigesetzt werden, sondern im Inneren des Fruchtkörpers heranreifen wie z. B. bei Stäublingen und anderen Bauchpilzen. Es handelt sich um eine für Deutschland extrem seltene Täublingsart, die in der Roten Liste Deutschlands (2016) in der Kategorie 1 (vom Aussterben bedroht) geführt wird. Die Art wächst in der temperaten (gemäßigten) Klimazone und geht wahrscheinlich eine Mykorrhiza mit Laubbäumen ein.
Für die Fotos möchte ich mich sehr bei Hartmut Schubert (@Harzpilzchen, pilzforum.eu) bedanken.
Die folgende Beschreibung orientiert sich im Wesentlichen an VIDAL, J.M. et al. (2019) und an eigenen Beobachtungen:
Der bis 3,5 cm breite Fruchtkörper ist fast kugelig, manchmal gelappt, glatt, bereift, weiß, gelblich weiß, gelblich orange bis dunkel orange. Der Rand des Hutes ist geschlossen oder leicht geöffnet. Das Hymenophor ist labyrinthisch, zellig, blass orange, in Stielnähe mitunter lamellig. Der rudimentäre Stiel misst bis 1,5 x 0,4 mm, er ist zylindrisch bis keulig und zentral bis lateral angewachsen.
Der Geruch soll angenehm süßlich, der Geschmack mild sein. Das Sporenpulver ist weiß.
Geschmack | Sporenpulver | Abziehbarkeit der Huthaut | Chemische Reaktion mit FeSO4 | ||
---|---|---|---|---|---|
mild | weiß | bei dieser Art ohne Relevanz | rosa |
Mikroskopische Merkmale:
Die Sporen sind breit ellipsoid und isoliert stachelig. Sporenmessungen bei einem eigenen Fund (Fichten-, Tannen-, Rotbuchen-Altholz über Muschelkalk, Dottenweiler bei Loßburg, Schwarzwald) ergaben: 10,7 - 11‚3 x 8,6 - 8,9 µm, Q 1,23 - 1,29, Stacheln stark amyloid, bis 1,2 µm hoch.
Angaben zur Essbarkeit sind bei diesem Pilz schon wegen seiner extremen Seltenheit nicht relevant. Er soll ungiftig sein.
Abgrenzung gegenüber ähnlichen Arten: Die Südliche Täublingstrüffel Russula mattirolana (Cavara) T. Lehel besitzt nach VIDAL, J.M. et al. (2019) einen gut ausgebildeten, zentralen Stiel, eine gelbe Gleba und runde Sporen. Außerdem wächst sie in südlichen Breiten Europas bei Nadelbäumen.
Weiterführende Literatur:
- LÄSSÖE, T. & PETERSEN, J (2019): Fungi of Temperate Europe: 1266
- MICHAEL, M., Hennig, B. & Kreisel, H. (1983): Handbuch für Pilzfreunde Band V, Seite 105
- MOSER, M. (1983): Die Röhrlinge und Blätterpilze. Kleine Kryptogamenflora Bd IIb/2:460
- MOSER, M.: Farbatlas IV: Makowanites
- VIDAL, J.M. et al. (2019): A phylogenetic and taxonomic revision of sequestrale Russulaceae in Mediterranean and Temperate Europe. In: Persoonia – Vol. 42, No. 1, 19. July 2019: 156 - 157
- https://www.123pilzsuche.de/daten/details/Taeublingstrueffel.htm
- https://www.trueffelsuche.de/t%C3%A4ublingstr%C3%BCffel_macowanites-candidus_b.html