Russula camarophylla
Schnecklings-Täubling
Es handelt sich um einen extrem seltenen, in Laub- und Nadelwäldern vorkommenden Mykorrhizapilz der gemäßigten und mediterranen Zonen. Er ist bisher nur wenige Male in Frankreich, Italien und der Schweiz gefunden worden, in Italien in subalpiner Höhenlage. In Deutschland ist er bisher nicht nachgewiesen und weder in Roten Listen noch in Verbreitungskarten der DGfM aufgeführt. Möglicherweise wurde er wegen der großen Ähnlichkeit für den Trockenen Schneckling Hygrophorus penarius gehalten. Exsikkate des Schwarzwälder Fundes wurden mir freundlicherweise von Björn Wergen für mikroskopische Untersuchungen überlassen.
Makroskopische Merkmale:
Habitus der drei gefundenen Fruchtkörper: gedrungen und dickfleischig
Hüte: 30, 40 und 90 mm breit, flach ausgebreitet mit eingebogenem Rand; einer der Fruchtkörper asymmetrisch, reif, mittig leicht vertieft, Oberfläche ungleichmäßig gewellt und verbogen, schleimig, der Rand ungerieft, nach dem Fundortfoto hell- bis dunkelgelb
Lamellen: leicht bauchig bis leicht sichelförmig, weißlich bis hell creme, etwas gelbfleckig, am Exsikkat bis 0,5 mm breit, sehr entfernt stehend; direkt am Hutrand gemessen haben durchlaufende Lamellen 3 - 4 mm Abstand voneinander; Schneide etwas gekerbt und gleichfarbig mit der Fläche
Stiel: stabil, weiß, gerade, etwas gelbfleckig
Fleisch: sehr fest, fast knackig, im Schnitt weißlich, an der Luft und im Alter bräunend
Farbe des Exsikkats: Hut gelbbraun, Lamellen gelblichgrau
Sporenstaub: rein weiß, beim hier untersuchten Fund nach zwei Monaten Lagerung unter Lichtabschluss hellcreme
Mikroskopische Merkmale:
Sporen: mit 5,7 - 5,9 x 4 - 4,2 µm sehr klein, ellipsoid, einige mit schwacher, supraapikularer Depression, Ornament feinstwarzig, mit ca. 0,1 µm hohen, isolierten oder durch eine feine Linie miteinander verbundenen Warzen; Hilarfleck nicht amyloid
Huthaut (Epicutis): Haare relativ dickwandig, einige etwas geschlängelt, 3-8 µm im Durchmesser, einige terminal bis über 15 µm aufgeweitet, teilweise mit Inkrustierungen
Belege (Exsikkate) sind hinterlegt im Fungarium KR (Staatl. Museum für Naturkunde Karlsruhe)
Verwechslungen sind aufgrund der ungewöhnlichen Beschaffenheit (Habitus und Farbe) dieses Täublings durchaus mit dem Trockenen Schneckling Hygrophorus penarius denkbar. Eine Überprüfung der typischen Täublingseigenschaften (brüchiges Fleisch, splitternde Lamellen) würde allerdings leicht für Klärung sorgen.
Geschmack | Sporenpulver | Abziehbarkeit der Huthaut | Chemische Reaktion mit FeSO4 | ||
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mild | weiß | nur wenig | am Stiel orangerosa |
Weiterführende Literatur:
- BUYCK, B. et al. (2003): Quelques récoltes recentes de Russula camarophylla.Bull. Soc. mycol. Fr., 119 (3-4): 217-229
- GALLI, R. (1996): Le Russule: 58-59
- MARXMÜLLER, H. (2014): Russularum Icones Bd. I: 74-77
- MELERA, S. (2010): Russula camarophylla. Der Pilz des Monats 3, SZP/BSM/2010: 46-54
- ROMAGNESI, H. (1985): Les Russules d' Europe et d'Afrique du Nord. Neudruck der Ausgabe von 1967 mit Ergänzungen: 1001-1003
- SARNARI, M. (1998): Monografia illustrata del Genere Russula in Europa, Tomo Primo
- https://de.frwiki.wiki/wiki/Russula_camarophylla