Russula fragrantissima

Anistäubling

(Romagn.) 1967
Familie: Russulaceae
© Bernd Miggel
fragrantissima = stark duftend
Foto: Karl Wehr

Beim Anistäubling Russula fragrantissima handelt es sich um eine Art, die sich allein schon durch ihren intensiven und anhaltenden Geruch nach Anis zu erkennen gibt. Diese sehr seltene Art wird in der Roten Liste (2016) in der Kategorie „2“ (stark gefährdet) aufgeführt. Sie kommt in wärmebegünstigten Lagen Süddeutschlands vor. Mykorrhizapartner sind Laub- und Nadelbäume wie z.B. Hainbuchen, Eichen oder Rotbuchen, Fichten oder Kiefern. Aus taxonomischer Sicht fügt sich der Anistäubling gut in die Gruppe der „Stinktäublinge“ (Foetentinae) ein, auch wenn sein Anisgeruch kaum als “stinkend” bezeichnet werden kann.

Makroskopische Merkmale:

Die Hüte dieses recht groß werdenden, stämmigen Täublings liegen farblich etwa bei ocker, senfocker, orangeocker und werden bis ca. 13 cm breit. Bei feuchtem Wetter sind sie glänzend und klebrig. Die Huthaut ist glatt, am Rand nicht oder nur kurz gerieft und so gut wie nicht abziehbar. Die anfangs rein weißen Stiele nehmen im Verlaufe des Wachstum von der Basis her eine bräunliche Tönung an. Sie sind hartfleischig, zylindrisch oder nach unten verjüngt und bei reifen Fruchtkörpern gekammert hohl. Wir finden relativ dichtstehende, bei reifen Fruchtkörpern cremefarbige, meist durchlaufende, nur hier und da gegabelte und wenig untermischte Lamellen vor. Die Lamellenschneide ist mit der -fläche gleichfarben. Das Fleisch ist im Hut dick, beim Schneiden weißlich, jedoch mit der Zeit bräunlich oxidierend. Im Geschmack, vor allem in den Lamellen, sind Anistäublinge scharf. Sie riechen extrem stark und ausdauernd nach Anis. Sogar die Exsikkate behalten diesen Geruch monatelang bei. Man kann hier durchaus von einem Superlativ reden. Vergleichbar, wenn auch schwächer, ist der Geruch von Anistrameten, Aniszählingen, Anis-Sägeblättlingen, Grünen Anistrichterlingen oder von Anis-Klumpfüßen.
Frisch ausgefallener Sporenstaub ist cremefarben, etwa IIb nach der Farbtabelle in MARXMÜLLER (2014).

Geschmack Sporenpulver Abziehbarkeit der Huthaut Chemische Reaktion mit FeSO4
scharf creme nicht rosa
Abbildung Mikromerkmale: Helga Marxmüller

Mikroskopische Merkmale, weitgehend nach PIDLICH-AIGNER, H. (2005):

Die Sporen (unten im Bild) sind rundlich und messen 7,3 - 9,5 x 6,8 - 9 µm, bei einem mittleren Schlankheitsgrad Qav = 1,06. Die Protuberanzen sind bis 1,3 um hoch und bestehen aus ausgeprägten hohen, aber auch aus kurzen, teils feineren und niedrigeren Graten, seltener aus feinen Ausläufern. Dazwischen finden sich vereinzelt isoliert stehende, kleine Warzen oder größere, stumpfkegelige Stacheln. Der Hilarfleck zeigt sich in Melzers Reagens als nicht amyloid!
Die Huthaut besteht aus 2 - 6 um breiten, meist unregelmäßig verbogen, oft kopfigen Epikutishaaren (im Bild oben links) sowie aus 3 - 5 (- 8) um breiten, nicht sehr zahlreichen, in Sulfobenzaldehyd schwärzenden, meist einzelligen, zylindrischen bis schmal spindeligen Pileozystiden (im Bild oben rechts).

Verwechslungsmöglichkeiten:
Die in Frage kommenden Arten sind der Stinktäubling Russula foetens, der Gilbende Stinktäubling Russula subfoetens, der Mandeltäubling Russula grata und der Morsetäubling Russula illota. Farbe und Größe der Fruchtkörper sind unserer Art zwar ähnlich, jedoch besitzen sie nicht diesen starken, anhaltenden, anisartigen Geruch. Auch haben sie allesamt eine viel deutlicher ausgeprägte Hutrandriefung.

Danksagung:
Da ich selbst bisher nicht das Glück hatte, dieser Art zu begegnen, habe ich mich an der unten angaführten Literatur orientiert. Für die hier gezeigten Bilder darf ich mich bei Karl Wehr und Helga Marxmüller bedanken.

Weiterführende Literatur:

  • MARXMÜLLER, H. (2014) - Russularum Icones: 220 - 221
  • MONEDERO, C. (2012): El Género Russula en la Península Ibérica: 166 - 167
  • PIDLICH-AIGNER, H. (2005): Bemerkenswerte Russula-Funde aus Ostösterreich 2. Österr. Z. Pilzk. 14 (2005): 79 - 82
  • SCHWÖBEL, H. (1974): Die Täublinge. Beiträge zu ihrer Kenntnis und Verbreitung (III). – Z. Pilzkd. 40: 150 - 151
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Starkduftender_Stink-T%C3%A4ubling
Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Bernd Miggel.
Zuletzt aktualisiert am 13. Mai 2023