Russula lundellii

Weicher Dottertäubling, Prachttäubling

Singer 1951
Familie: Russulaceae
© Bernd Miggel
Synonym: Russula intermedia
lundellii = zu Ehren des schwedischen Mykologen S. Lundell
Foto: Ingeborg Dittrich

Für mich ist der Weiche Dottertäubling, auch Prachttäubling genannt, mit seinem großen, orangeroten Hut, seinem reinweißen Stiel und seinen reif buttergelben Lamellen eine der schönsten Täublingsarten. Er ist recht selten und wird in der Roten Liste Pilze Deutschlands (2016) in der Kategorie „3“ (gefährdet) geführt. Hat man einmal einen Standort gefunden, kann man die Pilze dort in jedem Jahr wiederfinden. Er ist ein obligater Birkenbegleiter, wobei er alte, im Freien stehende Bäume zu bevorzugen scheint. Das folgende Bild zeigt den Fundort der hier beschriebenen Exemplare: ein heller Standort am Waldrand unter einer alten Birke im Schwarzwald, bei der auch einige Fliegenpilze wuchsen.

Foto: Thomas Glaser

Makroskopische Merkmale: Wir haben es mit großen, fleischigen Täublingen zu tun. Die Hüte sind orange bis rot, auch gerne einmal gelblich gefleckt oder mittig aufgehellt und bis 15 cm breit. Bei feuchtem Wetter ist die Huthaut glänzend, klebrig und etwa bis zu einem Drittel des Radius abziehbar. Die Stiele sind zylindrisch, rein weiß und fast netzig längsgerieft. Wir finden dichtstehende, dünne und breite, bei reifen Exemplaren prächtig butter-bis safrangelbe Lamellen vor. Das Fleisch ist reinweiß, im Hut weich, im Stiel fest, mäßig scharf im Geschmack und geruchlos. Nach einigen Autoren soll er zusätzlich bitter schmecken. Frisch ausgefallener Sporenstaub ist dottergelb, etwa IVd-e nach der Farbtabelle in MARXMÜLLER (2014).

Makrochemische Farbreaktion:
Betupft man die weiße Stielhaut mit Eisensulfat, nimmt der Fleck einen Rosaton an.

Geschmack Sporenpulver Abziehbarkeit der Huthaut Chemische Reaktion mit FeSO4
mäßig scharf dottergelb bis zu 1/3 rosa
Sporen in Melzers Reagenz -- Epikutishaare in Kongorot -- Pileozystiden in Sulfovanillin

Mikroskopische Merkmale:
Die Sporen der Funde sind rundlich, nicht sehr groß, mit einem aus Warzen bestehenden, bis zu 0,8 µm hohen Ornament, wobei die Warzen teils isoliert stehen, teils jedoch reihig zusammenfließen oder durch feine Linien verbunden sind. Ornament und Hilarfleck sind stark amyloid, d.h. sie färben sich in Melzers Reagenz deutlich schwarz. Die ermittelten Maße sind 6,3 - 7,6 x 5,9 - 6,8 µm.
Die Huthaut setzt sich aus zweierlei Elementen zusammen, zum einen aus dünnwandigen, schlanken, apikal gerundeten, ca. 2 µm breiten Epikustishaaren und zum anderen aus zylindrischen bis schlankkeuligen, gestreckten oder geschlängelten, 6-8 µm breiten Pileozystiden.

Belege (Exsikkate) sind hinterlegt im Fungarium KR (Staatl. Museum für Naturkunde Karlsruhe)

Verwechslungsmöglichkeiten:
Ein ebenfalls bei Birken in offenem Gelände wachsender, recht groß werdender Täubling ist der Verblassende Täubling (Russula exalbicans). Er kann ebenfalls eine rötlich Hutfarbe aufweisen. Im Gegensatz zur hier beschriebenen Art ist er jedoch im Hut festfleischig und seine Lamellen werden höchstens creme bis ockerlich. Außerdem ist der Sporenstaub nur hellocker.
Der Apfeltäubling (Russula paludosa) kann ähnlich aussehen. Doch findet man ihn normalerweise auf feuchten, sauren Böden (gerne im Moor). Auch ist es fast mild im Geschmack. Seine Lamellen sind oft rotschneidig, und sein Stiel oft rosa überhaucht.
Der Orangefarbige Graustieltäubling (Russula decolorans) kann ebenfalls ähnlich aussehen. Er ist jedoch völlig mild im Geschmack, und sein Fleisch graut meist deutlich.

Abbildung aus Michael / Hennig / Kreisel: Handbuch für Pilzfreunde Band V
Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Bernd Miggel.
Zuletzt aktualisiert am 24. April 2023